Nachdem das traurige Wahlspektakel nun endlich vorbei ist und alle braven BürgerInnen ihre Stimme „abgegeben“ haben, wie es so schön offen heißt, haben wir für alle anderen, die zwischen und jenseits von Wahlen was zu sagen haben, eine Stärkung organisiert: Für den Bauch gibt’s leckeres veganes Essen, für den Kopf (und ein bißchen natürlich auch fürs Herz) einen Interview-Film mit Johannes Agnoli, unserem Lieblingskommunisten bzw. Anarchisten. (Er selber wollte sich da nie festlegen lassen - wozu auch?)
Genosse Agnoli ist am 4. Mai 2003 gestorben, das, wogegen er subversiv tätig war, gibt es leider immer noch, so daß es nicht schaden kann, noch einmal zu vergegenwärtigen, worum es ihm ging und uns noch immer geht: ,,Die Negation des Kapitals und seines Staates muß heute also das unmittelbare Ziel einer emanzipatorischen Bewegung sein", sonst ist sie keine. Voraussetzung ist die Erkenntnis, daß es ,,man sich in einer Gesellschaft, die man verändern will, nicht positiv verhalten kann. Denn wie kann man sich zu einem Wirtschaftssystem positiv verhalten, das dabei ist, die Welt zu zerstören. Die Negation ist also der einzige Weg zur Freiheit." Besonders hat Agnoli die hartnäckigen linken Illusionen über parlamentarisch Demokratie, Politik und Parteien kritisiert, wie immer mit Humor und Ironie: ,,Der Staat ist ein Palast, in den man hineintritt, der aber keinen Hinterausgang hat. Man kann in diesem Palast höchstens nach oben kommen." Ebensowenig wie mensch die staatliche Macht erst erobern und dann plötzlich emanzipatorisch ,,benutzen" kann, kann das Ziel einer ,,Assoziation der Freien und Gleichen" bloß verkündet werden, denn ,,eine Organisation, die wirklich emanzipatorisch sein will, muß die Emanzipation in sich selber vorwegnehmen. Im Alltag muß versucht werden, die Emanzipation mindestens teilweise zu organisieren, zu verwirklichen." Und nicht zuletzt hilft Agnoli dabei, sich nicht im Namen eines ,,realistischen" Reformismus ausreden lassen, daß es auch ganz anders sein könnte: ,,Die Orientierung an der Utopie ist der einzig reale Ausweg aus der Inhumanität, in der sich die Weltgesellschaft befindet."
Essen ab 19.30 Uhr, Filmbeginn 20.30 Uhr