Malte Ludins Film -2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß- ist das Portrait des Innenlebens einer deutschen Familie - und zugleich ein 85-minütiger Bericht über Mythen, Lügen und Verdrängungsleistungen, die nicht untypisch sind für die Nachkommen von NS-Tätern. Hanns Ludin, der Vater des Regisseurs, war ein SA-Mann der ersten Stunde, später ein hochdekorierter Offizier und -Bevollmächtigter Minister des Großdeutschen Reiches- im -Schutzstaat- Slowakei. Dort war er maßgeblich an der Organisation der -Endlösung- beteiligt. 1947 wird er von den amerikanischen Behörden der Tschechoslowakei überstellt, wo er als Kriegsverbrecher verurteilt und hingerichtet wird. All dies ist aktenkundig und allen Interessierten zugängliches Wissen. Die Familie des faschistischen Mörders versucht jedoch, eine angenehmere Version der Geschichte zu erzählen, in welcher der Vater als Märtyrer erinnert wird. Der Film legt den schmerzhaften Prozess der Auseinandersetzung mit der familiären Verstrickung in das NS-Regime offen. Er dokumentiert die verbreitete Unfähigkeit, die eigenen Verwandten als die Nazi-Verbrecher zu sehen, die sie waren und auch die katastrophalen Folgen dieses Scheiterns.
Nach dem Film gibt es wie immer unglaublich kühle Getränke.