Unsere Opfer zählen nicht, Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg
Dienstag, 11.10.2005, 00:00, Info

Der ZDF „Geschichtspornograph“ (Die Zeit) Guido Knopp bringt es fertig, in einer Dokumentation über den 2. Weltkrieg im Pazifik zu behaupten, die Inseln dort seien „unbewohnt“ gewesen. Die Wahrheit ist: Zigtausende Insulaner gerieten zwischen die Fronten, mussten zwangsarbeiten oder sich als Kundschafter bei den US-Streitkräften bzw. den Japanern verdingen.

Auch im 60. Jahr des Gedenkens kommen die Opfer in der „Dritten Welt“ nicht vor. Im Gegenteil: In diesem Jahr standen die Deutschen - ihr Leid in den bombardierten Städten, ihr Leid als Kriegskinder - im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung. Millionen Soldaten aus Afrika, Asien, Südamerika und Ozeanien kämpften und starben in diesem Krieg, die der deutsche und italienische Faschismus sowie japanischer Größenwahn verursacht haben. In Abessinien standen sich Afrikaner auf beiden Seiten der Front gegenüber, in Burma kämpften Zigtausende Soldaten aus West- und Ostafrika gegen die Japaner, in Frankreich Zigtausende Inder gegen die Deutschen. Brasilianer kamen in Italien zum Einsatz, Koreaner im Südpazifik und Soldaten von den Fidschi-Inseln in Papua-Neuguinea. Die Hilfstruppen aus der „Dritten“ Welt wurden zwangsrekrutiert, schlechter entlohnt, verpflegt, untergebracht und behandelt als ihre „Kameraden“ aus der „Ersten“. Aber erst nach der Unabhängigkeit der kolonialisierten Länder begannen Veteranen, sich für Renten und Entschädigungen einzusetzen. Auch spielten sie eine Rolle in den Unabhängigkeitskämpfen ihrer Länder.

Warum die Erinnerungskultur Millionen Menschen nicht wahrnimmt, was diese kolonialisierten Menschen durchgemacht haben, wird am Beispiel Afrikas dargestellt. Erzählt wird von den Selbstzeugnissen der Kolonialsoldaten, von den Analysen afrikanischer Historiker und von der Selbstorganisation der Opfer.

Birgit Morgenrath

Zusammen mit der iz3w und der Buchhandlung jos fritz bücher veranstaltet Radio Dreyeckland einen Diavortrag mit Birgit Morgenrath am Dienstag, dem 11.Oktober 2005, um 20 Uhr in der KTS (Baslerstr. 103, Freiburg). Unkostenbeitrag 3,-/2,- Euro. Der Diavortrag beruht auf der Buchvorstellung „Unsere Opfer zählen nicht“, herausgegeben vom Rheinischen JournalistInnenbüro, Recherche International e. V.
Am 3. November um 14 Uhr könnt ihr den Mitschnitt der Veranstaltung bei Play Back hören.