Anfänge einer globalisierten Welt: “Rot liegt in der Luft”
Dokumentarische Ausschnitte der Revolte von 68 Der Dokumentarfilm "Rot liegt in der Luft" ist eine Collage von Videoaufnahmen, 8-Millimeter-Filmmaterial und Ausschnitten aus Langfilmen, die über einen Zeitraum von zehn Jahren über die revolutionären Bewegungen und kommunistischen Parteien und Revolten in Westeuropa und Lateinamerika berichtet. Der Vietnamkrieg und die Proteste dagegen, Che Guevaras-Guerilla-Strategie für Lateinamerika, die Barrikadennächte des Mai 68 in Paris, der Aufbruch des "Prager Frühlings" - dieser dreistündige Film zeigt eindrucksvolle Sequenzen von dem, was um 1968 und in der Folge weltweit geschah.
Warum wir ihn hier und jetzt zeigen wollen? Die Propagandamühlen zu ’68 laufen, um ein passendes Geschichtsbild zu zementieren, in dem Revolte nicht mehr vorkommen darf. Mal werden durchgeknallte Spinner identifiziert, mal nach-faschistische pubertierende Jungs. Es ist alles so einfach, oder? Oftmals wird noch nicht einmal die globalen Dimension von 1968 zur Kenntnis genommen. Dabei waren die revolutionären Ansätze in dieser Phase alles andere als metropolen-zentriert. Vietnam lag zwar weit weg, kam aber durch den mörderischen Krieg ziemlich nah, der unter anderem geplant und befürwortet wurde von (west-)deutscher Seite. Lateinamerika war damals ein Zentrum von revolutionären Aufbrüchen. Das Massaker vor der Olympiade 1968 in Mexico-City jährte sich gerade zum 40. Mal. Von Streiks, Massenmilitanz, Demonstrationen bis zu Stadtguerilla-Konzepten reichte die Palette der Aktionsformen, von denen einige in Markers Film deutlich präsentiert werden. Auch heute wird wieder viel über Lateinamerika diskutiert: Einige Hoffen auf eine Revolution durch die Wahlurnen, andere sehen in Chavez einen Hoffnungsträger. Ein Blick zurück lohnt sich auch bei für die Beurteilung dieses heutigen Aufbruchs.
Dabei will der Film "Rot liegt in der Luft" vor allem die Stimmung der damaligen Zeit wiedergeben. Er präsentiert eine Fülle von Bildmaterial, das man sich manchmal schwer erschließen kann, das aber auch in seiner Verdichtung den internationalen Charakter der Revolte von 68 eindrucksvoll wiedergibt. Wir zeigen den Film "Rot liegt in der Luft" in einer neuen Fassung. Der Regisseur Chris Marker hat an seinem ursprünglichen Dokumentarfilm von 1977 kleine Veränderungen vorgenommen und den Schluss ergänzt. Wir zeigen den Film in zwei Teilen mit einer größeren Pause, die für Diskussion, Reflexion und Stärkung durch Essen genutzt werden soll. Und wir sind gespannt, ob der Funke der Revolte überspringt - oder verlischt.
Jahreszeitbedingt gibt es eine heiße Kürbissuppe.
gruppe zuviel arbeit