IMC-Gründungstreffen und Antiracamp

Vom 23. bis zum 25. Mai findet in der KTS-Freiburg das Gründungstreffen eines neuen Independent Media Center (IMC) in Südwestdeutschland statt. Gleichzeitig gibt es im Rahmen des Utopie-Monats ein Solidaritätsfest mit antirassistischem Camp an der Flüchtlingsunterkunft Bissierstraße in Freiburg. Neben zahlreichen Workshops, Infoveranstaltungen und Aktionen ist am Samstag um 20 Uhr auch ein Indymediaworkshop auf dem Camp geplant.


Wir dokumentieren die Einladungsmail zum Gründungstreffen von linksunten.indymedia.org, einem Independent Media Centre für Südwestdeutschland. Das Treffen findet vom 23.-25. Mai 2008 im Autonomen Zentrum KTS Freiburg statt. Vorher gibt es am 25. April ab 20 Uhr eine Infoveranstaltung im Café Gegendruck in Heidelberg. Dezentralisierung jetzt!

Fragend schreiten wir voran

Liebe MedienaktivistInnen,

wir laden euch mit dieser Mail zum Gründungstreffen von linksunten.indymedia.org ein, einem Independent Media Centre für Südwestdeutschland. Das Treffen findet vom 23.-25. Mai 2008 im Autonomen Zentrum KTS Freiburg statt. Vorher gibt es am 25. April ab 20 Uhr eine Infoveranstaltung im Café Gegendruck in Heidelberg. Falls ihr euch am Projekt aktiv beteiligen oder es politisch unterstützen wollt, bitten wir euch eine Mail an af-imc-linksunten-kontakt at listi dot jpberlin dot de zu schreiben. Wir organisieren den Gründungsprozess offen und transparent. Infos findet ihr unter: autonome-antifa.org/imc

Spread the word!

Woher kommen wir?

Die erste globale unabhängige Medienberichterstattung gab es 1999 anlässlich des globalen Aktionstages gegen Kapitalismus parallel zum G8-Gipfel in Köln: June 18th. Hier wurde zum ersten Mal Berichterstattung von unten über einen globalen sozialen Kampf via Piratensender, Internet, Foto, Audio und ein wenig Video in die Praxis umgesetzt: don’t hate the media, become the media. Ein halbes Jahr später, am 30. November 1999, folgten die Proteste gegen die WTO-Konferenz in Seattle. Die Ideen und Erfahrungen von J18 wurden in Seattle zum ersten Mal im großen Stil umgesetzt, die Rolle der Medien in einer Bewegung im Widerstand wurde durch Indymedia neu geschrieben. Die Motivation für eine Berichterstattung von linksunten ist geblieben, aber die technischen Möglichkeiten haben sich verbessert. Die Bedeutung Indymedias liegt jedoch nicht mehr in der technischen Innovation begründet sondern in dem sozialen und politischen Netzwerk der Independent Media Centres (IMC).

Wohin wollen wir?

Wir wollen eine freiere Gesellschaft, in der grundlegende Widersprüche wie Sexismus, Kapitalismus und Antisemitismus, Faschismus, Rassismus und Umweltzerstörung, sowie Obskurantismus und Spießigkeit bekämpft werden. In unserer Mediengesellschaft bedarf es einer Gegenöffentlichkeit, um solche Kämpfe bekannt zu machen. Die Handelnden brauchen eine Möglichkeit ihren lokalen Kampf in einen globalen Kontext zu setzen und sich mit anderen sozialen Bewegungen zu vernetzen. Nur so ist gegenseitige Hilfe und Bildung von unten möglich, beides wichtige Voraussetzungen einer egalitären und solidarischen Gesellschaft. Aber auch unsere Niederlagen müssen wir im Kampf um eine bessere Zukunft dokumentieren. Bewegungen müssen Spuren ihrer Leidenschaft für zukünftige Generationen hinterlassen, denn vergessene Kämpfe sind verlorene Kämpfe.

Wo stehen wir?

Es sind finstere Zeiten für soziale Bewegungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts, der Zeitgeist ist kapitalistisch. In unserer Gesellschaft verstärken sich rechte Tendenzen und der Staat wird zunehmend autoritärer. Doch unsere Ideen sind noch immer lebendig, unser Widerstand ist nicht gebrochen. Im letzten Jahrzehnt haben sich als Teil dieses Widerstandes neben den freien Radios, linken Printmedien und Filmkollektiven insbesondere im Internet alternative Medienprojekte gegründet. Zwar ermöglicht das Netz vielfältige und einfache Mittel der Meinungsäußerung von unten, doch gerade unter dieser Vielfalt leidet die Übersichtlichkeit der Informationen. Indymedia als strömungsübergreifendes Netzwerk hat das Potential die alten und neuen Projekte zusammenzuführen und dadurch ihre Außenwirkung zu multiplizieren.

Was war bisher?

Indymedia Deutschland ist eines der größten IMCs weltweit, es hat den größten potenziellen Kreis an NutzerInnen. Einerseits ist es dadurch möglich soziale Kämpfe bundesweit in einen Zusammenhang zu stellen, aber andererseits gehen lokale Ereignisse häufig in der Flut an Informationen unter. In den letzten Jahren hat sich de.indymedia.org als zu unflexibel und zu statisch für eine Anpassung an die vielen verschiedenen lokalen Bedürfnisse und Wünsche erwiesen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hat sich das Indymedia Netzwerk in Deutschland bisher nicht dezentralisiert. Es gibt viele Gegenden, in denen Moderationskollektive lokale Aktivitäten medial begleiten und unterstützen könnten, in denen die NutzerInnen vor Ort momentan jedoch keinen oder kaum direkten Kontakt zu IndymoderatorInnen haben. Zu den seltenen bundesweiten Treffen kommen nur wenige AktivistInnen, um die Zukunft von Indymedia in Deutschland zu gestalten.

Wie wollen wir vorgehen?

Wir wollen die Dezentralisierung von Indymedia in Deutschland beginnen und dafür ein neues Independent Media Centre für Südwestdeutschland aufbauen: linksunten.indymedia.org. Unsere Organisationsphilosophie beruht auf Autonomie, Dezentralisierung und Solidarität. Wir wollen teilnehmend beobachten, nicht hierarchisch anleiten. Das neue IMC soll auf die Bedürfnisse der sozialen Bewegungen reagieren und ihnen solidarische Hilfe anbieten: Von den Bewegungen für die Bewegungen.

Warum gerade jetzt?

Im März 2008 wurde das Freiburger Moderationskollektiv von de.indymedia.org ausgeschlossen. Nach neun Monaten Moderationsarbeit mit vielen Streits wird für uns damit eine Neuorientierung im Indynetzwerk notwendig. Eine Dezentralisierung nach dem Vorbild von Indymedia UK (United Kollektives), also ein gemeinsames IMC mit getrennten Bereichen für die lokalen Kollektive und einer gemeinsamen Startseite, wurde von den verbliebenen ModeratorInnen abgelehnt. Aus diesem Grund werden wir ein von de.indymedia.org unabhängiges neues IMC gründen.

Worauf müssen wir achten?

Auch in dezentralen Netzen setzen sich Menschen mit mehr Kenntnissen durch, deshalb bedarf es einer Kultur des Austausches von Fähigkeiten und Kenntnissen als notwendige Voraussetzung für den Abbau informeller Hierarchien und der Verhinderung von Machtkonzentration auf wenige Menschen. Auch muss die dezentrale Struktur sensibel geplant werden, denn eine zu schnelle zu starke Dezentralisierung ohne ausreichende lokale Verankerung führt zum Scheitern von Projekten und damit zu Frustration und Niederlage.

Wie schützen wir uns?

Dezentralisierung führt zu mehr Knoten im Indynetz, wodurch die Gefahr von Angriffen auf einzelne Knotenpunkte steigt. Doch gerade die dezentrale Struktur Indymedias hat sich in der Vergangenheit als Stärke erwiesen. Die Beschlagnahme von Indyservern im Oktober 2004 durch das FBI konnte wie die Sperrung von Indymedia Istanbul im März 2008 durch das solidarische Netzwerk aufgefangen werden. Redundanz und Solidarität sind starke Waffen im Kampf gegen Repression.

Was wollen wir?

Wir wollen einen Prozess zur Gründung eines neuen IMCs in Südwestdeutschland beginnen. Wir laden alle Interessierten zu einem ersten Treffen vom 23.-25. Mai 2008 in das Autonome Zentrum KTS Freiburg ein, um mit uns die Zukunft von linksunten.indymedia.org zu gestalten. Wir streben eine Verankerung vor Ort durch lokale Indykollektive an, deshalb rufen wir zu einer breiten Beteiligung und lokaler Organisierung auf.

Think globally, act locally: Dezentralisierung jetzt!

Einige MedienaktivistInnen von Linksunten

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