Mit Susann Reiner des Regenwaldinstituts Freiburg, AktivistInnen aus dem Vorbereitungskreis zum Klima Aktionscamp 2008 und einem Filmemacher von cine rebelde
Mittwoch 30. Januar im Café Révolté der KTS, Baslerstr. 103 20h - Volksküche (vegan & bioregional) anschließend: Vortrag, Diskussion und Café Ambiente
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Bio oder Business? Der Wahnsinn des Geschäfts mit dem Agro-Treibstoff
Vor einigen Wochen wurde mit Gästen aus Wirtschaft und Politik die erste Bioethanol Tankstelle des Freiburger Mineralölunternehmens Extrol am Güterbahnhof feierlich eröffnet. Vertreter aller regionalen Medien waren vor Ort und haben den Werbeslogan von Extrol kommentarlos übernommen: „Umwelt schonen – CO2 neutral Autofahren“.
Angeblich um der Energieversorgungskrise und dem Klimawandel entgegen zu wirken, haben die USA, die EU und weitere Industrieländer Richtlinien und minimale Ziele für die Beimischung von „Bio“treibstoffen zum Sprit festgelegt. Die plötzliche und gewaltige Nachfrage nach Feldfrüchten wie Mais, Zuckerrohr oder Weizen, die zu Ethanol destilliert und Ölfrüchten wie Soya, Ölpalmen und Canola, die zu „Bio“diesel umgewandelt werden, hat einen riesigen, boomenden Markt entstehen lassen. Dieser Markt bezieht seine Ressourcen hauptsächlich in den tropischen Gebieten, jenseits der europäischen Grenzen.
Doch die Behauptungen „Bio“-Kraftstoffe seien eine Lösung für den Klimawandel oder würden neue Möglichkeiten für arme Länder anbieten, entpuppen sich derzeit zunehmend als zynische Heuchelei. Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass sie die Klimakrise und die sozialen Missstände weltweit verschärfen werden.
Die Vorsilbe „Bio“, die vom griechischen Wort „Leben“ stammt, ist völlig unangebracht für eine solche Zerstörung von Leben. Agrotreibstoffe ist ein viel zutreffenderes Wort um das zu beschreiben, was tatsächlich passiert: Weltweite Landenteignungen in einem beispiellosen Ausmaß. Millionen Menschen werden oder sollen aus Flächen der Größe ganzer europäischer Länder vertrieben werden. Tropische Regenwälder und wichtige CO2-Senken wie die indonesischen Torfwälder werden in atemberaubendem Tempo zerstört und durch Monokulturen ersetzt. Wassermangel und steigende Lebensmittelpreise sind nur einige der daraus resultierenden Konsequenzen.
Die haupttreibende Kraft hinter dem Geschäft mit dem Agrotreibstoff ist einerseits eine mächtige Allianz von Erdölmultis, Biotechfirmen, Agrarunternehmen, Autokonzernen, Großgrundbesitzern und Investoren und andererseits auch das grüne, klimaschonende Image des „Ökosprits“.
Der Markt der Agrotreibstoffe befindet sich noch im Entwicklungsstadium. Obwohl die gesamte NGO Welt von Rettet den Regenwald bis Caritas das Geschäft mit dem Ökosprit scharf verurteilt, wird diese Entwicklung ohne massiven Widerstand und einer starken Bewegung, eine soziale und ökologische Verwüstung verursachen, die schnell irreversibel sein könnte.
Im Jahr 2007 haben in Brasilien 2.000 Frauen von der bäuerlichen Bewegung Via Campesina eine Eucalyptus Baumschule mit einer Million Setzlinge des Zelluloseriesen Aracruz mitsamt Forschungslabor verwüstet. Zuckerrohrfabriken wurden ebenfalls besetzt. Die Vervierfachung des Tortillapreises in Mexiko innerhalb weniger Wochen hat wütende Massenproteste ausgelöst. Grund dafür war der plötzliche Mais Importeinbruch aus den USA, weil dieser in immer größeren Mengen für die Treibstoffproduktion (Ethanol) verwendet wird. In den Industrieländer erleben wir möglicherweise die Anfänge einer Klimabewegung.
Am Mittwoch Abend werden wir über diese Hintergründe informieren und diskutieren. Zu Gast ist Susann Reiner des Regenwaldinstituts Freiburg, die uns unter anderem über die Konsequenzen des Palmölanbaus in Indonesien und Kolumbien berichten wird. Außerdem sind AktivistInnen aus dem Vorbereitungskreis zum Klima Aktionscamp 2008 da, sowie ein Filmemacher von cine rebelde, der von seiner Recherchearbeit für einen Dokumentarfilm zum Thema Agrartreibstoffe berichten wird.
Mittwoch 30. Januar, 20h im Café Révolté der KTS, Baslerstr. 103 ab 20h Volkxküche (bioregional und vegan) anschließend Vortrag und Diskussion
Mehr Informationen: http://klimacamp.org http://biofuelwatch.org.uk http://regenwald-institut.de http://cinerebelde.org