Angriff ist die beste Verteidigung - das kann als Motto der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in der Weimarer Republik gelten: Schien die Bourgeoisie mit dem Faschismus ihre letzte Trumpfkarte auszuspielen, so kündigte sich damit für die KPD gleichsam der Vorabend der Revolution an. Denn die Nazis konnten nur eine vorübergehende Erscheinung sein; der Kommunismus schien zum Greifen nahe - nicht die einzige (nicht nur aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbare) gravierende Fehleinschätzung.
Grund für die Niederlage der Arbeiterbewegung war eben nicht nur das seinerzeitige Kräfteverhältnis, sondern auch die Unfähigkeit, dem Nationalsozialismus in Theorie und Praxis angemessen entgegenzutreten. Dem Nationalismus antwortete die KPD nicht etwa mit einer antinationalen Kritik an Staat und Kapital, sondern sie leistete ihm mit nationalrevolutionären Phrasen sogar noch Vorschub und präsentierte sich allen Ernstes als Sachwalter eines „besseren“ und „echten“ Nationalismus. Auch das Wesen und die Bedeutung des Antisemitismus wurden völlig verkannt; die KPD begriff ihn nahezu ausschließlich als „Instrument der Bourgeoisie zur Spaltung der Arbeiterklasse“, und selbst eindeutig antisemitische Angriffe galten der Partei oft als bereits „halber“ Antikapitalismus lediglich verirrter ArbeiterInnen und KleinbürgerInnen. Das „Volk“ war per se gut und wollte „eigentlich“ stets das Richtige, weshalb man dem reaktionären Massenbewusstsein auch nicht kritisch entgegentrat, sondern es noch weiter zu „radikalisieren“ versuchte.
Und schließlich war der Parteikommunismus selbst eine alles andere als emanzipative Veranstaltung, was sich etwa in autoritären Strukturen, Prolet- und Arbeitskult und borniertem Antifeminismus zeigte. Es gibt also allen Grund, die Geschichte der KPD kritisch aufzuarbeiten, nicht zuletzt, weil die radikale Linke heute in vielen Punkten kaum etwas dazugelernt zu haben scheint.
Vortrag und Diskussion mit Alex Feuerherdt, der als Teil der Gruppe MAGMA das Buch „...denn Angriff ist die beste Verteidigung. Die KPD zwischen Revolution und Faschismus“ veröffentlicht hat. Einige Texte zum Thema sind zu finden unter:
www.rote-ruhr-uni.net/texte/index.shtml