„Gipfel delegitimieren“, „G8 versenken“, „Heiligendamm, here we come“ – so tönt es seit Monaten aus allen Ecken und Enden der Linken, die gegen das Treffen der G8 mobilisiert. Inhaltliche Auseinandersetzungen mit dem G8-Gipfel sind dabei eher die Ausnahme. So erschöpft sich das Engagement der GipfelgegnerInnen vor allem in Ideen für „vielfältige Widerstandsformen“, die von Massenkissenschlachten und Clownsarmee über mobile Musikgruppen und „Aktionen mit Modellflugzeugen“ bis hin zur „Darstellung als G8-Opfer“ reichen.
Statt ebenfalls zum kreativen Straßenprotest aufzurufen, will diese Veranstaltung einen kritischen Blick auf Sinn und Unsinn der Anti-Gipfel-Kampagne werfen: Welche Rolle spielen die G8 und besonders die Gegenproteste im internationalen Politikspektakel eigentlich? Ist eine linksradikale Kritik an der G8 überhaupt möglich?
Eingeladen ist ein Referent der Gruppe MAD aus Köln (www.mad-koeln.de/selbstv.html), der die These vertreten wird, dass die Gegenproteste für die G8 zur Inszenierung der eigenen Macht unerlässlich seien, auch wenn die DemonstrantInnen sicherlich genau das Gegenteil erreichen wollten. Möglich werde dies durch eine fast durchgängige Ignoranz der Linken gegenüber den Mechanismen der Politik, die auch scheinbar radikale Forderungen in eine systemimmanente Reformbewegung umwandeln können. Die Linke meine weiterhin, die Politik für ihre Zwecke nutzen zu können, statt in ihr die systemstabilisierende Funktion zu erkennen. Außerdem müsse auch nochmals der strukturelle Antisemitismus in Teilen der globalisierungskritischen Bewegung, der aus ihrer falschen Kapitalismusanalyse resultiert, kritisiert werden. Denn nur in dieser falschen Analyse, so MAD, besäßen die G8 überhaupt die ihnen zugeschriebene Omnipotenz, in der sie dann zur Weltregierung erklärt würden.
Ob der G8-Gipfel der geeignete Rahmen und Anlass einer radikalen Gesellschafts- und Politikkritik darstellt, oder ob die Proteste unvermeidlich in das Spektakel integriert werden, soll im Anschluss diskutiert werden. Diese Veranstaltung ist Teil einer bundesweiten Kampagne, deren gemeinsamer roter Faden in der kritischen Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Anti-G8-Bewegung liegt. Dabei soll auch der Reader „Why your revolution is no liberation“ (www.no-liberation-reader.tk) vorgestellt werden.
Eine Veranstaltung der Gruppe [kg:vg]