Nach einer exotischen Karibik - Vokü mitten im Winter zeigen wir heute einen Film, der sich dem linken mainstream in Bezug auf Venezuela deutlich widersetzt: "Nuestro Petroleo y otros cuentos/Our oil and other tales" Thema der Dokumentation sind die sozialen und ökologischen Folgen der Erdölförderung, des Kohlebergbaus und anderer Schweinereien. Neben der Zerstörung ganzer Landstriche und den Folgen für die - hauptsächlich indigene - Landbevölkerung werden gerne verschwiegene Verbindungen zwischen Chavez und seiner Regierungselite und US - amerikanischen Konzernen, aber auch einigen europäischen Global Players gezeigt, die Chavez’ berühmte "anti - gringo" - Rhetorik Lügen strafen. Auch die Unterdrückung von Selbverwaltung der Produktion durch die Arbeiter, wovon es durchaus schon Ansätze gab, wird thematisiert.
Interessant sind folgende Fakten: Das englisch - italienische Filmteam drehte vor wenigen Jahren einen informativen, doch durchaus als "Propagandafilm" zu bezeichnenden Streifen über die Bolivarische Revolution in Venezuela und damit verbundenen Hoffnungen/Erwartungen. Ausserdem stammen noch zwei weitere empfehlenswerte politische Filme über Südamerika, ’Bolivia is not for sale!’ und ’How Bush won the Ecuadorian elections’ aus ihrer Feder.
Mit der Zeit dürften dem Team jedoch einige katastrophale Misstände, die nie von der "Revolution" beseitigt oder auch nur bekämpft wurden, auf. das Resultat ist "Our Oil and other Tales". Der Film von 2005 ist in Venezuela übrigens verboten und wird von einigen Chavisten auf indymedia global etwas unbeholfen als "US - Propaganda" hingestellt, ist also umstritten.
Im Anschluss zeigen wir einige kurze, teils sehr schöne Videoclips über Protest und Widerstand gegen den Kohleabbau in der Sierra de Perija, dem Grenzgebirge zu Kolumbien (wo sich auch die eher libertäre kolumbianische Guerilla ELN gegen die Zerstörung wehren will). Zusätzlich gibt es noch einen kurzen Erfahrungsbericht von einem Besuch bei anarchistischen Aktivisten sowie Bergbauern der Sierra, deren Existenz bedroht ist. Und zum Schluss bleibt genug Zeit, bei Salsa, Ska, Punk, Reaggae und Metal hauptsächlich aus Venezuela zu diskutieren. Das ganze könnte der Auftakt einer Film- und Veranstaltungsreihe zu sozialen Kämpfen in Lateinamerika jenseits von den mittlerweile wohlbekannten Zapatistas werden.