Triggerwarnung: Beschreibungen von gewalttätigen Handlungen
Am 9. Juli 2022 gab es einen gewalttätigen Angriff auf das Autonome Zentrum KTS Freiburg. Damit eskalierten mehrere alte Konflikte, deren Aufarbeitung im Rahmen des KTS-Montagsplenums, dem wöchentlichen Entscheidungsgremium der KTS, verweigert wurde. Die Angreifer*innen wollen laut Selbstdarstellung das bisherige Konsensprinzip zur Entscheidungsfindung zukünftig in letzter Konsequenz durch Mehrheitsentscheide ersetzen.
Die Ereignisse von Samstag Morgen
Am 9. Juli drangen gegen 7 Uhr etwa 20 Vermummte in das Autonome Zentrum KTS ein. Offenbar verfügten sie über einen Haustürschlüssel, den sie nutzten, um die Schlösser aller Eingangstüren zu tauschen. Im Haus trafen sie drei KTS-Aktive an und forderten sie zum Gehen auf. Eine Person weigerte sich zu gehen, woraufhin sie von drei Vermummten rausgetragen wurde, eine Person flüchtete in einen Raum. Die Eindringlinge schraubten daraufhin mitgebrachte Spanplatten vor die Tür des Raumes: Einziger Fluchtweg war das Fenster, das sich außen etwa in einer Höhe von drei Metern befindet. Direkt daneben ist noch ein etwa drei Meter tiefer Schacht.
Als eine in der KTS aktive Person durch das Fenster eines Kellerraums ins Gebäude gelangen wollte, um dem Eingeschlossenen zu helfen, wurde mindestens ein Feuerlöscher durch einen Spalt oberhalb einer verschlossenen Tür in den kleinen Raum geleert. Zum Glück war die Person, die durch das Fenster einsteigen wollte, gerade erst dabei den Raum zu betreten, was die Angreifer*innen jedoch nicht wissen konnten. Atmen wäre in dem Raum nicht mehr möglich gewesen und die Türen konnten vom Inneren des Gebäudes durch die Angreifer*innen mangels Schlüssel nicht geöffnet werden, so dass keine Erste Hilfe möglich gewesen wäre.
Mittlerweile konnte eine (eigentlich zu kurze) Leiter besorgt werden und eine Person kletterte in den Raum zu der eingeschlossenen Person. Beide versuchten in den Flur zu gelangen, aber es wurde Feuerlöscherpulver und Pfefferspray in den Raum gesprüht. So mussten beide nach gezielten Pfefferspray-Treffern und mit Atemnot durchs Fenster aus dem Raum klettern.
Eine weitere Person wartete draußen vor dem Fenster und hatte sich auf ein Geländer gestellt, um die Situation in dem Raum besser beobachten zu können. Neben ihr befand sich der Schacht, so dass sie bei einem Sturz etwa vier bis fünf Meter in die Tiefe gefallen wäre. In dieser Position wurde sie aus einem Kellerfenster heraus mit Pfefferspray angegriffen, wurde aber zum Glück nur von hinten getroffen und hielt sich an einem frei hängenden Kabel fest.
Doppelmoral als neuer Standard
Gegenüber einer Person, welche die Angreifer*innen als Vermittler*in anfragten, wurde hingegen wahrheitswidrig behauptet, dass die KTS-Aktiven mit der Gewalt begonnen hätten. Auch sagten sie zu, erst einen Dialog zu führen, bevor die Situation in aller Öffentlichkeit thematisiert würde, was angesichts ihrer zu diesem Zeitpunkt bereits online geschalteten Website ebenfalls eine Lüge war. Auf dieser Website veröffentlichten die Angreifer*innen einen Text, in dem sie sich unter anderem darüber beschweren, dass sie von „Gewaltandrohungen unterdrückt“ worden seien – nach der massiven und äußerst gefährlichen Gewaltanwendung ihrerseits ist das reine Heuchelei.
Das letzte Mal, dass jemand im Haus frühmorgens durch Angreifer*innen aufgeweckt und aus der KTS gejagt wurde, war bei der linksunten-Razzia 2017. Auch das „freundliche“ Anlabern, bei Widerstand raustragen durch mehrere Vermummte und massiver Pfeffersprayeinsatz ohne vorherigen Angriff ist die Reproduktion von Polizeimethoden und hat mit emanzipatorischer Politik nichts zu tun.
Seit über einem Jahr gibt es in der KTS massive Hetze und kontinuerlichen Rufmord gegen einzelne Menschen und Gruppen, die sich seit Jahrzehnten gegen Nazis und andere Rechte engagieren. Auch wurde immer wieder die politische Arbeit und Meinung von Frauen in der KTS negiert. Diejenigen, die heute in die KTS eingedrungen sind, versuchen sich selbst als Opfer darzustellen. Doch sie sind nicht bereit, ihren eigenen Sexismus, ihre Diffamierungen, Einschüchterungen und Gewaltausübungen zu reflektieren. Ihr Vorgehen ist in einem linken Raum nicht zu rechtfertigen und wir werden es nicht akzeptieren.
KTS Freiburg, 9. Juli 2022