In Frankreich rührt sich seit fast vier Monaten eine dezentral und politisch heterogen geformte soziale Bewegung gegen Reformen der ultra-neoliberalen Macron-Regierung. Die Anstoss-gebende Erhöhung der Spritsteuern sind angesichts der mittlerweile im Zentrum stehenden Kritik an mangelnder Mitbestimmung, niedrigen Löhnen, nichtiger Reichensteuer und ausufernder Polizeigewalt in den Hintergrund gerückt. Ein Grossteil der vorwiegend sozialpolitischen (Reform-) Forderungen der Gilets könnte von Linken ohne weiteres getragen werden. Zehntausende sind jedes Wochenende auf den Straßen, viele Verkehrskreisel und Plätze werden besetzt gehalten. Teilweise prägen spektakuläre Sabotageaktionen, Besetzungen, Blockaden und Massenmilitanz das Bild. Einige der zu Beginn der Proteste äusserst verunsicherten Linken versuchen sich an der Mitgestaltung der Proteste. Doch auch reaktionäre Strömungen spielen eine gewichtige Rolle bei den Gilets. Regelmässig prägen Auseinandersetzungen zwischen Antifas und faschistischen Gruppen den Strassenprotest. Mittlerweile versuchen auch die Gewerkschaften in Schwung zu kommen, am 5. Februar beteiligten sich 300.000 im Bündnis mit den Gilets-Jaunes an einem Streiktag. Im öffentlichen Dienst und besonders an Schulen und Hochschulen sind viele der neoliberalen Reformen der letzten Jahre noch stark umstritten. Frankreich könnte diesmal ein wirklich heisses Frühjahr erwarten, vorausgesetzt, die 7000 vorübergehenden Festnahmen, über 2000 Verletzte und 1000 Verfahren schrecken nicht von der Fortsetzung einer voller Chancen und Gefahren gespickten Bewegung ab.
Über diese Chancen und Gefahren wollen wir mit euch ins Gespräch kommen. Nach einem kompakten Abriss zum bisherigen Protestverlauf und dessen Akteur*innen wollen wir über die Repression und die antifaschistische Arbeit wie auch über die linke -Versammlung der Versammlungen- Ende Januar in Commercy berichten. Wir würden gerne kritisch über das weitreichende Desinteresse hierzulande wie auch die Gefahr einer Aneignung durch die alten und neuen Rechten reden und darüber was wir dagegen tun können. Wir hoffen auf eine anregende Debatte. Die Diskussionsveranstaltung beginnt SOFORT nach der VoKü. Später steht noch ein Film der i*La-Crew auf dem Programm.
Es empfiehlt sich einen Blick auf die Gilets-Jaunes-Pamphlete von Crimethink, LowerClass.Mag und den Apellisten zu werfen. Erhältlich im Netz oder bei gut sortierten Infoläden (zum Beispiel in der KTS).