Organisierte Veteranen der Waffen-SS in der frühen Bundesrepublik 1949-1961.Im März 2006 verhinderten AntifaschistInnen in Hamburg ein Treffen der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG). Deren Frühgeschichte soll in der Veranstaltung vorgestellt und vor dem Hintergrund politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen erklärt werden.Die Betonung des „deutschen Opfers“ und ein radikaler Antikommunismus ermöglichten während der 1950er Jahre das Fortleben der NS-Volksgemeinschaft. Diese Konstellation nutzten schon seit Ende der 1940er Jahre ehemalige Angehörige der Waffen-SS-Einheiten dazu, sich in Westdeutschland in so genannten „Hilfsgemeinschaften“ zu organisieren. Daraus ging im Jahre 1959 der HIAG-Bundesverband hervor, der sich erst im Jahre 1992 auflöste.Die organisierten Veteranen der Waffen-SS strebten nach rechtlicher Gleichstellung mit ehemaligen Angehörigen der Wehrmacht und gingen gegen das Urteil des Nürnberger Militärgerichtshofes vor, in dem die Waffen-SS zu einer „Verbrecherischen Organisation“ erklärt worden war. Bis in die 1960er Jahre geschah das Engagement in der Öffentlichkeit und wurde von einer Anzahl gesellschaftlicher Gruppen sowie allen politischen Parteien gebilligt und unterstützt.Eine Welle antisemitischer und neo-nazistischer Wandschmierereien zum Jahreswechsel 1959/1960 sowie der Strafprozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem im Jahre 1961/1962 und der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965) initiierten während der 1960er Jahre einen langsamen, gleichwohl grundlegenden Wahrnehmungswandel. Zunehmend setzte sich ein Bewusstsein für die Verbrechengeschichte zwischen 1933 und 1945 durch, das einen negativen Bezug auf die NS-Vergangenheit bewirkte und insbesondere den Holocaust als ein zentrales Deutungsmuster der politischen Kultur in der Bundesrepublik etablierte.Als Folge dieser Entwicklung verlor die HIAG spätestens seit den 1980er Jahren ihre Bündnispartner und wurde gesellschaftlich weitgehend isoliert. Die Veranstaltung möchte die gesellschaftlichen Ursachen der „Erfolgsgeschichte“ der HIAG in der frühen Bundesrepublik ausleuchten und das Verschwinden der Organisation aus der Öffentlichkeit seit den 1970er Jahren vor dem Hintergrund der Geschichte der „Vergangenheitsbewältigung“ erklären.
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