Koraktor Januar 2004

Hallo Kinder
Vorwort

Das neue Jahr beginnt, wieder spitzenmäßige neue Termine, um lässig die Haare zu schütteln oder wichtigen Input zu bekommen und sich zu bilden, denn auch dieses Jahr gilt: Die KTS ist kein reiner Entertainment-Schuppen, sondern ein Gebilde das sich in erster Linie über Inhalte definiert und nicht über Leergut und kaputte Klofenster. Desweiteren bleibt alles beim alten: Streß für uns und die KTS, weil bei vielen immer noch gilt *stumpf ist trumpf*. Es kann nicht so schwer sein zu kapieren, dass man bei Nicht- Eintritt-Zahlen oder Bierflaschen-Schmeißen nicht dem *Schweine-System* sondern dem eigenen Freiraum schadet. Wie die Entwicklungen des letzten Jahres zeigen ist es alles andere als selbstverständlich ein Haus wie die KTS nutzen zu können, Kollegen in anderen Städten können ein Lied davon singen (OBW9 Stuttgart, Steffi Karlsruhe, Feuerwache Saarbrücken etc.), wir jedenfalls drücken die Daumen, dass es denen gelingt, die Freiräume zu erhalten! Yeah!

Deshalb seid gespannt: Im März heißt es 10 Jahre KTS, und 10 Jahre sind nicht genug! Cheers - Eure Programm-Bastel-Mannschaft Schickt uns Beiträge, Kritik, Wünsche, Unterstützung, Bargeld oder kalte Getränke jeweils bis zum 15. des Vormonats an: koraktor(-at-)kts-freiburg.org


Nachschlag zu Tijuana No
Stellungnahme des KTS-Plenums zur Absage des Konzertes

Aufgrund vieler Nachfragen, warum das Konzert mit Tijuana No nicht stattgefunden hat hier nochmal eine etwas ausführlichere Erklärung. Zur Erinnerung: Laut eines Artikels in der iz3w (die Zeitschrift des Informationszentrum 3.Welt)vom Juni 2003 erklärte der (wie sich inzwischen herausstellte) ehemalige Sänger der Band, Luis Guerena, auf einem Konzert in Mexico ­ City, "es sei kein Zufall, dass am 11. September keine Juden im World Trade Center anwesend gewesen seien" (www.iz3w.org/iz3w/269/s33.htm). Daraufhin wurde das Konzert erst einmal abgesagt und ein Brief (s. Koraktor vom November) an die Band verfasst, den der Veranstalter, an die Band bzw. deren Manager weiterleitete, da dem KTS-Plenum keine E-Mailadresse bekannt war. Im Brief wurde die Band um eine Stellungnahme zu diesem Zitat gebeten, da die KTS kein Platz für antisemitische Äusserungen ist.

Einige haben nicht verstanden, warum eine solche Äusserung klar antisemitisch ist. Hier noch mal eine kurze Erklärung: Wieso wird ausgerechnet danach geschaut, ob sich gerade Juden im WTC aufgehalten haben und nicht danach, ob z.B. Fussballfans, Monegassen oder Freiburger "gefehlt" haben ?

Und warum soll es kein Zufall gewesen sein, dass sich keine Juden dort aufhielten?

Wie kommt jemand überhaupt zu dieser Feststellung, die doch so offensichtlich jeglicher Grundlage entbehrt ?

Hier wird suggeriert, dass "die Juden" über die Anschläge Bescheid wussten, wenn, und zu diesem Schritt ist es nicht mehr weit, sich nicht sogar direkt daran beteiligten. Dass "die Juden" über die Terrorakte informiert waren, knüpft an ein Weltbild an, das Juden gleichsetzt mit einer angeblichen Macht, die im Hintergrund die Fäden zieht um die Welt zu kontrollieren, ausserdem werden damit "die Juden" als ein über die ganze Welt verstreutes, aber trotzdem homogenes Kollektiv, als eine Rasse, konstruiert.

Dieses Stereotyp wurde und wird zur Legitimation der Verfolgung und Vernichtung alles "Jüdischen" genutzt, verbunden mit der Vorstellung, damit alles Übel aus der Welt zu schaffen. Den bisherigen Höhepunkt stellt die Shoa dar, die millionenfache Ermordung von Juden durch Deutsche in ihrem Vernichtungswahn.

Noch immer ist die Personifizierung von sozialen Verhältnissen, eine Denkstruktur, die die Verantwortung für soziale Zustände einzelnen Personen(-gruppen) zuschreibt ("die Kapitalisten", "die Politiker" oder eben "die Juden") weit verbreitet. Auch und viel zu oft in der Linken. Im letzten Koraktor wurde dann der E- Mailverkehr zwischen dem Veranstalter und dem Manager von Tijuana No veröffentlicht. Eine Stellungnahme, aus der ersichtlich geworden wäre, dass sich die Band mit diesem Thema ernsthaft auseinander gesetzt hatte, war leider nicht dabei. Stattdessen bezeichnete der Veranstalter die Menschen, die die Absage des Konzertes wegen der antisemitischen Äusserung auf dem KTS-Plenum gefordert hatten, als "Scheiss PC-Linke- Betonköpfe" und forderte den Manager Freddy lediglich dazu auf "vielleicht mal mit der Band" zu sprechen. Freddy selbst hatte an der Äusserung nichts auszusetzen: "Es ist nicht, weil man was über Juden sagt, dass es Antisemitismus ist" , er vermutete nur, dass sie vom ehemaligen Sänger stammen muss, der "zu extrem" war. Dass er nicht mehr Sänger von Tijuana No ist, sei "eine Lehre" für "alle Extremisten", "auch den Linken". Sind jetzt also alle Extremisten gleich?

Die einzige Aussage direkt von der Band stammt von Alex, dem Bassisten. Er sagt zwar, dass sie weder "anti semits" noch "anti jews" seien, und dass nur Luis Guerena für seine Reden verantwortlich sei. Eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Thema, das ein weltweites Problem darstellt, ist aber nicht nötig: "we come on a good vibe and nothing political".

Aufgund dieser ungeklärten Lage ist das Plenum der KTS bei der Absage geblieben.


Fight Global War
Aufruf zu Demo und Aktionen gegen die Nato-Sicherheitskonferenz am 6/7.04 in München

Fr. 6.2.04, 16.00: Die Zufahrtsstrassen zum Hotel Bayerischer Hof füllen sich mit Menschen. Der Verkehr beginnt zu stocken.Die Lage wird unübersichtlich. General Naumann treten Schweißperlen auf die Stirn. Er erinnert sich an den warnenden Anruf Horst Teltschiks: "Dieses Jahr will das Pack die Konferenz blockieren ..."

So oder so ähnlich wird die Situation Freitagnachmittag in München aussehen, denn dieses Mal rufen verschiedene Gruppen neben der Großdemo am Samstag dazu auf rund um die Nato-Sicherheitskonferenz massiv präsent zu sein! No pasaran - sie kommen nicht durch!

Dies ist die Konsequenz aus zwei erfolgreichen Mobilisierungen in den letzten Jahren, in deren Verlauf es gelungen ist, eine große Öffentlichkeit zu erreichen.

Trotz Spaltungsversuchen und Schneegestöber waren letztes Jahr 25.000 Menschen gegen die Kriegskonferenz auf der Strasse. Dort treffen sich seit 40 Jahren Militärs, Politiker und Rüstungsexperten auf Einladung des Vorsitzenden der BMW eigenen Herbert-Quandt-Stiftung Horst Teltschik. (www.linke-seite.de/Texte/antifatexte/1322.htm)

Die Globalisierung des Krieges

Mit dem Wegfall des Ostblocks ist der westliche Kapitalismus zu einem global konkurrenzlosen Gesellschaftssystem geworden. Doch entgegen dem Versprechen von Wohlstand und Sicherheit führt der globalisierte Kapitalismus zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen weltweit, die im politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch ganzer Regionen gipfelt. Lange Zeit war es deshalb die Forderung linksliberaler Kräfte der ökonomischen Globalisierung eine politische Regulierung zur Seite zu stellen. Diese Forderung hat inzwischen eine zynische Umsetzung erfahren: Die globale kapitalistische Ausbeutung wird nun vom globalen Krieg flankiert, einem Krieg in dem die reichen Staaten des globalen Nordens und ihre Verbündeten ein grenzenloses System der flexiblen militärischer Kontrolle errichten. Als Folge dieser Tatsache zeichnet sich in den letzten Jahren eine Entwicklung ab in der Krieg von einem Ausnahme- zum Normalzustand geworden ist. Krieg ist allgegenwärtig, spiegelt sich in den Diskursen und Praktiken unserer Gesellschaft wider. Krieg ist ein Zustand in dem sich bestehende Herrschaftsverhältnisse extrem verschärfen: patriarchale Unterdrückung, rassistische Ausgrenzung und kapitalistische Ausbeutung. Krieg ist ein Zustand in dem sich patriarchale Rollenzuschreibungen verhärten und Zwangsprostitution und Vergewaltigungen zunehmen. In dem rassistische Diskurse gegen alles "Fremde" und "Andere" gesellschaftliche Dominanz erlangen und ihre konkrete Umsetzung z.B. in der militärischen Abschottung der EU-Außengrenzen und den rassistischen Zuwanderungsgesetzen der europäischen Staaten erfahren. Krieg ist ein Zustand in dem soziale Errungenschaften in ganz Europa "eingespart" werden und gleichzeitig der Aufbau einer 50.000 Mann starken europäischen Interventionsarmee für zukünftige Kriegseinsätze und einer global einsetzbaren europäischen Polizeitruppe für die anschließende Kontrolle der "Protektorate" oberste Priorität hat.

Wenn aber Krieg allgegenwärtig ist, also zum integralem Bestandteil staatlicher und gesellschaftlicher Praktiken wird, so beginnen die Grenzen zwischen Krieg und Frieden zu verschwimmen. Wenn deutsche Soldaten gleichzeitig in zehn Ländern dieser Welt agieren, aber niemand das Gefühl hat, wir befänden uns in einem Krieg, wenn Krieg nicht mehr Krieg heißt sondern "Friedensschaffende Maßnahme" und die nächsten Kriege offen diskutiert werden, als normales Mittel zur Durchsetzung imperialer Interessen, dann ist eingetreten was Orwell in seinem Roman "1984" so auf den Punkt brachte: "Krieg ist Frieden!"

Welche "Sicherheit" für wen?

"Sicherheit" hat sich in den letzten Jahren zu einer zentralen Propagandalosung in Politik, Wirtschaft und Medien entwickelt, unter der international neue Kriege und intern verstärkte Repressionen durchgesetzt werden. Dabei ist es zynisch oder naiv, zu behaupten, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem die Welt sicherer machen würde. Denn eine ökonomische Sicherheit und Stabilität schafft der Weltmarkt nur für die, die in diesem System der Profitmaximierung immer reicher werden. Die Mehrheit der Menschen bleibt dabei auf der Strecke. In der Logik des Weltmarktes werden viele Menschen für die Mehrwertproduktion schlichtweg überflüssig, gerade in der sogenannten Dritten Welt nimmt die Verarmung und Verelendung von immer mehr Menschen in rasanter Geschwindigkeit zu. In den reichen Metropolen überbieten sich die Regierungen darin, im Eiltempo soziale Rechte der Lohnabhängigen und Erwerbslosen zu zerschlagen. In Deutschland ist die Agenda 2010 Kernstück dieser Umverteilung gesellschaftlichen Wohlstands von unten nach oben. Durch den Verzicht auf die Vermögenssteuer und die Senkung des Arbeitgeberanteils bei den Sozialabgaben bleibt das Geld in den Brieftaschen der Reichen - auf Kosten weiter Teile der Bevölkerung. Die Arbeitsverhältnisse werden immer prekärer und die soziale Schere geht immer weiter auf. Um die "Innere Sicherheit" aufrecht zu erhalten werden immer mehr Gesetze durchgepeitscht. Sie dienen der Ausgrenzung und Kontrolle derjenigen, für die in einer Gesellschaftsordnung, die Menschen nach ihrer Verwertbarkeit sortiert, kein Platz mehr ist. Je mehr Menschen es sind, denen der Kapitalismus nichts mehr zu bieten hat, desto mehr werden Polizei und Militär zu den maßgeblichen Instrumenten des Krisenmanagements, desto mehr wird Krieg vom Ausnahme- zum Dauer- zustand.

Dabei ziehen die Staaten Europas und Nordamerikas keineswegs immer am gleichen Strang. Vielmehr ist ihre Politik zum Teil von massiven Wiedersprüchen geprägt, die sich aus der Konkurrenz um weltweite Märkte und Einflusssphären ergeben. Für uns ist klar: es gibt nicht die "bösen Kriegstreiber" auf der einen und die "guten Friedenskräfte" auf der anderen Seite. Vielmehr treiben die NATO-Staaten und ihre Verbündeten mit unterschiedlichen strategischen Gewichtungen die weltweite Militarisierung voran.

Krieg ist angreifbar

Krieg durchzieht heute auf vielerlei Art und Weise unseren Alltag. Dieser Kriegszustand besitzt zahlreiche Knotenpunkte die Angriffsflächen für Widerstand bieten: Das sind zum Beispiel die Militärflughäfen, von denen aus Jugoslawien bombardiert wurde, die Militärbasen, Verladebahnhöfe und Häfen, über die sich der Aufmarsch im Irak vollzog und über welche jetzt immer noch der Nachschub organisiert wird, oder die Produktionsstätten der Rüstungskonzerne. Es sind die Begriffe und Strukturen der gegenwärtig herrschenden Ideologien, die die aktuellen Kriege legitimieren. Begriffe wie "Sicherheit", die uns vormachen sollen, dass wir alle von den aktuellen Kriegen (gegen den "globalen Terrorismus") profitieren und verdecken, dass die soziale Sicherheit jeden Tag geringer wird, wenn Sozialhilfe, Renten- und Kran- kenversicherung immer weiter eingespart werden.

Strukturen wie das Denken in Kategorien von Freund - Feind, gut - böse, Mann - Frau, die eine Militarisierung der Gesellschaft überhaupt erst ermöglichen. Und es sind die Orte an denen die Politiker, Militärs und deren Berater ihre Entwürfe verund strategische Entscheidungen treffen. Wenn wir eine Welt ohne Krieg wollen werden wir dort eingreifen müssen wo die strategischen Planungen laufen, wo Kriege als Normalität verkauft werden und wo sie sich materiell umsetzen: Bei den Treffen der globalen Kriegsplaner, bei den "think tanks" und Veranstaltungen, die die Legitimität der Kriege sichern, und an den Strassen und Gleisen, über die sie sich vollziehen.

- Proteste rund um den Tagungsort Hotel Bayerischer Hof: Freitag 6. Februar 2004, ab 16.00 Uhr
- Internationale Demonstration: Samstag 7. Februar 2004, Beginn 12.00 Uhr Marienplatz
Der Aufruf kann Unterstuetzt werden (25 EUR/50 EUR): Betreff: KiF-Aufruf
NEWSLETTER 01 gegen die NATO-Sicherheitskonferenz in Muenchen
Internet: http://www.no-nato.de
Kontakt:
Infotelefon: 0174 / 888 96 51


DB droht KTS mit Kündigung
Oder wieso mit Auto zur KTS kommen das Haus gefährdet

An die Besucher und die Besucherinnen des KTS! Wie ihr vielleicht wisst, liegt neben dem KTS das Bahnbetriebswerk. Dort wird rund um die Uhr (!) und auch am Wochenende (!) gearbeitet. Von dort starten Regionalzüge und Güterzüge werden be- und entladen. Die Zufahrt zum KTS und Bahnbetriebswerk ist die gleiche.

Die einzige Zufahrt zum Bahnbetriebswerk, die auch zur KTS führt muss DESWEGEN IMMER frei bleiben!

Das bedeutet konkret, jedes Auto und JEDES Fahrrad auf der Wendeplatte und der Auffahrt kann dazu führen, dass Mitarbeiter der Bahn zu spät zu ihrem Schichtdienst kommen, Züge verspätet fahren und LKW’s nicht auf das Bahngelände können.

Dies gilt auch NACHTS! Schichtwechsel ist um 4.30 Uhr morgens! Diese "Beeinträchtigung" des Betriebs nimmt die Bahn, unser Vermieter, als Anlass dem KTS mit einer Kündigung zu drohen. Auch wenn dieses Verhalten eine scheiss Vorgehensweise ist, denken wir, dass es nicht wert ist das Projekt KTS durch ein paar Autos oder Fahrräder zu gefährden und uns viel Stress mit Bahn und Stadt einzuhandeln. Deswegen: NICHT MIT DEM AUTO IN DIE KTS UND KEIN EINZIGES FAHRRAD AUF DIE WENDEPLATTE UND DIE AUFFAHRT! Fahrräder können im Innenhof des KTS abgestellt werden. Wir bitten alle netten Besucher und Besucherinnen mit darauf zu achten und "Falschparkern" bescheid zu geben.

Sollten Fahrräder auf der Wendeplatte und am Schiebetor zum Bahngelände stehen, werden diese entfernt.

Außerdem hat die Stadt Freiburg, als vorläufige Lösung zur Abwendung der Kündigung, einen Parkwächter engagiert. Wir akzeptieren das. Laßt ihn in Ruhe.

Deine KTS