Koraktor Juni 2003

Argentinien: Brukman gehört den Arbeiterinnen!
Text von Wildcat zu Fabrikbesetzungen in Argentinien

Die besetzte Textilfabrik Brukman in Buenos Aires ist Ostern geräumt worden. Die Arbeiterinnen finden sich nicht mit der Vertreibung ab. Sie harren vor den Absperrgittern aus und fordern die Rückgabe ihrer Fabrik. Dabei haben sie breite Unterstützung aus der Bevölkerung und anderen Teilen der Bewegung. Bei Brukman kristallisiert sich der Widerstand gegen die zunehmenden Räumungen von besetzten Häusern, Fabriken und Räumen.

´Eine neue Weltordnung braucht auch eine neue Ordnung im Stadtteil´ - so sehen AktivistInnen den Zusammenhang zwischen den Bomben auf Bagdad und den polizeilichen Bodentruppen, die seit der Räumung eines großen Wohnkomplexes im Februar immer häufiger in selbstverwaltete Räume einfallen. In den Stadtteilen von Buenos Aires sind nach dem Aufstand im Dezember 2001 die asambleas entstanden, die Nachbarschaftsversammlungen. Mitte letzten Jahres, mit dem dort beginnenden Winter haben vierzig asambleas leerstehende Gebäude und Gelände besetzt. Während die Politik gegenüber der wachsenden Armut völlig versagt, bauen die asambleas in den Stadtteilen eine solidarische Infrastruktur auf. Jetzt sind sie mit härterer Repression konfrontiert, viele sind von Räumung bedroht und überall im Land sind die Bewegungen mit verschärfter Repression konfrontiert.

Brukman und Zanon unter Arbeiterkontrolle

Mehr als die Hälfte der Industriekapazität in Argentinien liegt brach. In dieser Situation nehmen immer mehr ArbeiterInnen die Krisenlösung selbst in die Hand. Es gibt schon mehr als 140 besetzte Fabriken, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, Supermärkte, und sogar ein Vier-Sterne-Hotel mitten in Buenos Aires. In diesen Betrieben finden enorme Veränderungsprozesse statt. Die alten Hierarchien werden beseitigt, die ArbeiterInnen treffen ihre Entscheidungen gemeinsam auf Versammlungen, und alle bekommen denselben Lohn. Einige ´Betriebe unter Arbeiterkontrolle´ versuchen, die besetzten Betriebe zum Ausgangspunkt einer breiteren Koordination zu machen. Sie wollen nicht nur ihre Arbeitsplätze retten, sie wollen nicht nur ohne Chefs arbeiten - sie wollen eine andere Gesellschaft. Sie schließen sich mit Arbeitslosenorganisationen zusammen und mit kämpferischen ArbeiterInnen aus dem Öffentlichen Dienst und aus Privatbetrieben. Mit dieser Politisierung und Ausweitung des Konflikts sind Brukman und Zanon zu Symbolen der Bewegung geworden. Genau diese Symbole sind jetzt angegriffen worden.

Schafft zwei, drei, viele Zanon...

Zanon in Neuquen (Patagonien) ist eine der modernsten Kachelfabriken Lateinamerikas. Nachdem jahrelang Friedhofsruhe im Betrieb geherrscht hatte, war es einer Gruppe von Arbeitern gelungen, den Betriebsrat zu übernehmen und Gegenwehr zu organisieren. Da Zanon mit Schließung droht, besetzen die 270 Arbeiter im Oktober 2001 die Fabrik und machen sie zu einem Experimentierfeld für Basisdemokratie und selbstbestimmte Arbeitsorganisation. Im März verfügt das Gericht nach fast anderthalb Jahren Besetzung einen neuen Räumungstitel. Die Räumung ist für den 8.April angesetzt. Aber sie findet nicht statt.

Die Arbeiter von Zanon haben den Konflikt von Anfang an nach außen getragen und breite Unterstützung erreicht. Am Tag der Räumung stehen mehr als 3000 Leute vor dem Fabriktor. Die ArbeiterInnen haben sich in der Fabrik verschanzt und sind bereit, ihr Projekt mit ihrem Leben zu verteidigen. Angesichts von soviel Entschlossenheit und Solidarität erklärt der Provinzgouverneur nach Stunden höchster Anspannung, dass er keinen Polizist für eine Räumung zur Verfügung stellen würde. Die Konkursverwalter müssen unverrichteter Dinge wieder abziehen, und bei Zanon wird der großartige Sieg gefeiert.

Zehn Tage später kommen die Räumungstrupps dann völlig überraschend zu Brukman, in der Nacht zum Karfreitag, als nur vier Arbeiterinnen zur Nachtwache in der Fabrik sind. Brukman ist im Dezember 2001 besetzt worden, nachdem die Besitzer schon monatelang kaum noch Lohn bezahlt und sich schließlich aus dem Staub gemacht hatten. 56 ArbeiterInnen arbeiten bei Brukman, die meisten sind Frauen. Vor der Besetzung hatten sie keinerlei gewerkschaftliche oder politische Erfahrung. Heute organisieren sie nicht nur die Fabrik selbst, sondern auch Demonstrationen, politische Treffen und Aktionen. Zwei Räumungsversuche konnten sie bereits verhindern. Auch diesmal sind sie entschlossen, sich die Fabrik zurückzuholen. Am Ostermontag, mit einer Demonstration von 7000 UnterstützerInnen im Rücken, versuchen sie, die Absperrgitter zu überwinden. Aber kaum haben die ersten vier Arbeiterinnen den ersten Schritt in Richtung Fabrik getan, beginnt mit einem Hagel von Tränengas und Gummigeschossen eine stundenlange Auseinandersetzung, in der die Polizei auch scharfe Munition einsetzt. Am nächsten Tag installieren sich die Arbeiterinnen auf der Straße vor der Fabrik in einem Zelt, das zum Bezugs- und Kristallisationspunkt wird. Hier finden Treffen, Aktionen und Veranstaltungen verschiedenster Bewegungen statt, und am 1.Mai startet hier die gemeinsame Demonstration. Die Arbeiterinnen von Brukman haben es trotz ihrer äußerst schwierigen Situation geschafft, eine gemeinsame Mobilisierung der verschiedenen Strömungen zu erreichen.

Sie sollen alle abhauen ...

heisst es in Argentinien seit dem Aufstand im Dezember 2001. Zur Zeit sieht es allerdings eher so aus, als würden sie alle wiederkommen. Die Räumung von Brukman hat mitten im Wahlkampf stattgefunden. Zur Präsidentschaftswahl hat sich die offizielle Politik zersplittert präsentiert. 22 Kandidaten standen zur Auswahl, darunter allein drei Kandidaten der peronistischen Partei. Ausgerechnet Ex-Präsident Carlos Menem (1989-99), Sinnbild für Korruption und neoliberales Desaster hat am 27.4. die meisten Stimmen bekommen. Nun muss er noch in einer Stichwahl gegen Nestor Kirchner antreten, ebenfalls Peronist und Mann des amtierenden Präsidenten Duhalde. Die Linke und die Bewegungen hatten bei dieser Wahl nichts zu gewinnen. Linke Parteien kamen zusammen gerade mal auf 3%, Aufrufe, nicht oder ungültig zu wählen, fanden wenig Resonanz: etwas über 20% Enthaltungen und 2,7% ungültige Stimmen. Schwierige Zeiten für die Bewegungen. Aber sie sind nicht untergegangen, wie manche nach diesem erfolgreichen Wahltheater gerne glauben möchten. Der Kampf um Brukman und die anderen selbstverwalteten Räume ist noch nicht entschieden. Piqueteras, asambleas und die ArbeiterInnen der besetzten Betriebe knüpfen weiter an einem Netz solidarischer Zusammenhänge. Von unten zeigen sie Wege aus der Krise auf, der gegenüber jegliche Politik versagt. Der neue Präsident übernimmt ein Land, in dem die sozialen Widersprüche weiter bestehen und jederzeit wieder explodieren können. Die tiefe Krise des politischen Systems und den Legitimationsverlust des Staates können sie auch mit der Wahl nicht lösen. Um zu erreichen, dass sie alle abhauen, bleibt allerdings noch viel zu tun.

Veranstaltung mit Wildcat am 29.06 um 20 Uhr in der KTS:
Bericht und Dias von einer Reise zu den ArbeiterInnen von Brukman und Zanon, zum Stand der Bewegungen und zur aktuellen Situation in Argentinien nach den Wahlen.

Weitere Informationen zu den Bewegungen in Argentinien: www.wildcat-www.de

Diese Veranstaltung findet statt im Rahmen der @nti@rbeits@ktionstage. Kontakt :


Que se vayan todos !
La Banda Vaga zur allgemeinen Lage des krisengeschüttelten Kapitalismus

Alle (Politiker, Funktionäre, etc.) sollen abhauen. So lautet die Parole des seit mehr als einem Jahr anhaltenden Aufstandes in Argentinien, denn all´ die Bürokraten und Direktoren sind die Apparatschiks des Systems, welches sich nur durch Rationalisierung und Krieg, d.h. durch Menschenverachtung und Unmündigkeit, konservieren lässt. Der Zusammenbruch der Wirtschaft dieses sogenannten Schwellenlandes macht deutlich, dass die immerwährende kapitalistische Krise nun auch vor den Vorzeigeselbstausbeutern und damit Hoffnungsträgern der nachholenden Entwicklung nicht halt macht. Nachdem schon lange kein denkender Mensch mehr an das wirtschaftliche Wachstum der Länder der "Dritten Welt" glaubt, vegetiert somit folgerichtig der größte Teil der Weltbevölkerung ausserhalb der kapitalistischen Verwertung vor sich hin. Nun hat die Krise der vergangenen Jahre aber in erster Linie die Staaten betroffen, die als "Schwellenländer" vorgeblich vor dem Anschluss in die vordere Garde der Industrienationen standen. Argentinien, Indonesien und die Türkei sind nur drei Beispiele für eine ganze Reihe von Ländern, deren Ökonomien zusammengebrochen sind. Ebendort steigt gleichzeitig die Zahl der nationalistischen und religiösen Fundamentalisten genauso in die Höhe wie die stacheldrahtgesäumten Mauern, die die Villenburgen der Oligarchen vor der Masse der Nutzlosen schützen sollen. In Sorge um das Weiterbestehen des kapitalistischen Welttheaters (das leider nur Tragödien auffährt) und in Angst um die Liquidität der Absatzmärkte der führenden Industrienationen, gewähren die dem gesamtkapitalistischen Interesse verpflichteten Institutionen IWF und Weltbank Kredite, die selbstverständlich an Bedingungen gekoppelt sind. Diese verlangen, Staat und Produktion durch Rationalisierung rentabel zu machen und so den realexistierenden Kapitalismus in voller Blüte zu entfalten.

Nichtsdestotrotz hat die Krise nun auch die Metropolen erreicht: Die USA etwa sind so hoch verschuldet, dass im Vergleich dazu die DDR in ihrer Endphase geradezu als wirtschaftliche Supermacht erscheinen könnte. Nur die militärische Macht der Vereinigten Staaten garantiert noch die Zahlungsfähigkeit.

Als exportabhängige und auf konsumwillige Bürger angewiesene Nation bleibt auch Deutschland von der auseinanderbrechenden Entwicklung des Kapitalismus nicht verschont. Nur wird die Lage aufgrund des spezifischen Charakters der deutschen Gesellschaft besonders prekär und damit, wie hier üblich, für alles "nicht-deutsche" gefährlich: Die deutsche Gesellschaft ist keine klassisch kapitalistische mit den offenen Gegenspielern Arbeit und Kapital, sondern es herrscht seit der Bismarckschen Sozialgesetzgebung eine Art dauerhafter Burgfriede. Arbeit und Kapital werden mit dem Band "Staat" bzw. "Nation" fest verschnürt. Der eigentlich unüberbrückbare Interessenskonflikt wird an die höhere Autorität, das Allgemeinwohl, hier repräsentiert durch den Staat, delegiert und aufgelöst. Dieser ist wiederum allgegenwärtig: Er schützt die Unternehmer im Ausland (als Deutschland-AG tritt die deutsche Wirtschaft im Ausland geschlossen und untereinander loyal auf) wie im Inland (der Staat gibt Kredite und bewahrt die Wirtschaft durch die Verfasstheit des Tarifsystems vor ungelegenen und zu freiheitlichen Ansprüchen der Arbeiter). Auch die Beschäftigten werden versorgt: So ist Deutschland gegen jeden Zuzug hermetisch abgeriegelt; die Ausbeutung der 240.000 osteuropäischen Saisonarbeiter ist durch eine eigene Behörde, die Zentrale Arbeitsvermittlung (ZAV) so verwaltet, dass eine eventuelle Integration oder Migration der Arbeitsuchenden von vornherein ausgeschlossen wird und die Ausgebeuteten nach dem Verkauf ihrer Arbeitskraft staatlich kontrolliert wieder außer Landes gekarrt werden. Den Gewerkschaften kommt die Funktion zu, jeden Widerstand autoritär zu verwalten und in systemkonforme Bahnen zu lenken. Um im Kapitalismus aufblühen zu können, stimmten die Arbeitervertretungen dem Kuhhandel "Freizeit für Freiheit" zu: So sind die Gewerkschaften durch das Tarifsystem vollends entmündigt (politische Streiks sind verboten). Die einzigen Forderungen, die sie stellen dürfen, lauten: "Mehr Lohn und weniger Arbeitszeit". Nichts davon kratzt auch nur im Entferntesten an dem unfassbaren Zustand von Ausbeutung und Beherrschung.

Ganz im Gegenteil, die Tarifkonflikte werden immer im Bezug auf das Wohl der sogenannten Allgemeinheit entschieden. Was als "Rheinischer Kapitalismus", Korporatismus oder "Formierte Gesellschaft" bezeichnet wird, hat einer der Erneuerer dieses Systems, Ludwig Erhard, mit seinen Think Tanks so formuliert: "Wir brauchen die verpflichtende Hingabe an das Staatsganze" oder "Das Sozialsystem der Formierten Gesellschaft ist nur zu schaffen, wenn der labile Status Quo durchorganisiert und rationalisiert wird, wobei seine Teilhaber des Egoismus zu entwöhnen und einer starken Disziplinierung zu unterwerfen sind." Jeder rackert sich im Zweifelsfall für das abstrakte Ziel des Gemeinwohls ab und die staatliche Autorität mit ihren Regeln und Gesetzen werden die höchste nur denkbare Instanz. Im Gegenzug wird man vor dem Fremden & Anderen und in Notlagen vor der Armut geschützt und es etabliert sich von Seiten der Bürger ein masochistisch/devotes und autoritätsabhängiges Zwangsverhältnis zum Staat. Folge einer solchen Gesellschaft ist eine hinterfotzige Denunziationslüsternheit ("Mein Nachbar kassiert Sozikohle und arbeitet dazu noch schwarz!") und eine widerliche Staatsstreberei ("Die Ampel ist rot!"), gepaart mit einem verlogenen, vor sich hergetragenen und selbstgerechten Gutmenschentum ("Bei uns in Deutschland kann man gar nicht verhungern.").

Neben der Heranzüchtung ganzer Geneationen autoritärer und nach Führung gierender Charaktere, ist das gefährliche an dieser Gesellschaft aber, dass sie auf wirtschaftliches Wachstum angewiesen ist. Es muss immer etwas da sein, was den Arbeitnehmern als Abfertigungs- und Sättigungsbrocken hingeworfen werden kann. Die Untertanen verlieren die seit jeher vom Staat garantierte soziale Sicherheit oder erleben ihr Wegbrechen bei anderen. Um das auseinanderfallende Sozialgefüge zu verkraften, wird auf den verinnerlichten Bezugspunkt, die Identität, die Arbeit und Kapital eint, gepocht. Gefunden wird die scheinbar gemeinsame kulturelle Abstammung, d.h. letztendlich nichts anderes als die gemeinsame "Rasse". So entpuppt sich die Sozialpartnerschaft als nur notgedrungen "entnazifizierte" Form der Volksgemeinschaft in der postfaschistischen Gesellschaft. In Deutschland, wo der Staat sich offiziell nicht für die Aufrechterhaltung der Trennung zwischen Herrschenden und Ausgebeuteten einsetzt, sondern für das moralische Allgemeinwohl, dort wird in Krisenzeiten dann auch nicht ordinärkapitalistisch um neue Märkte, sondern für die Moral gekämpft, d.h. gegen all die, die ums Verrecken nicht zur deutschen Allgemeinheit gelten dürfen. Der Schritt zur Verfolgung innerer Feinde und Volkszersetzern wie Juden, Roma und Sinti, Querdenkern, Obdachlosen und allem, was als irgend anders halluziniert wird, ist ein kleiner.

Nun hat die Technologisierung die Arbeiter anstatt der Arbeit überflüssig gemacht, was in Deutschland durch die real 7,2 Mio Arbeitslosen seinen Niederschlag findet. Keine Regierung könnte die Zahl verhindern, wollte sie nicht über Staatsintervention nach NS-Vorbild für einen neuen Weltkrieg rüsten. Stattdessen wird versucht, die Arbeitslosen zu disziplinieren, indem immer weiter soziale Leistungen abgebaut werden. Zweck des Ganzen ist die Modernisierung des korporatistischen "Modells Deutschlands", um jenes so lange über die Runden zu bringen, bis die schon akribisch geplante, (Kosovo-Afghanistan-Irak) räuberische Expansion mit Europa im Gepäck auch militärisch und diplomatisch endlich machbar ist.

Diverse Kommissionen wie Hartz oder Rürup arbeiten daran, den Staat des "welfare" (Wohlfahrtsstaat) in einen des "workfare" umzuwandeln. Nur wer arbeitet, soll auch essen. Dabei handelt es sich nicht nur um pure Zwangsarbeit, die den Reichtum der Ausbeuter mehren soll, sondern zumeist um eine stupide Zwangsbeschäftigung, in der die Erpressten ihre kostbare Zeit mit stumpfsinnigem Grashalmspitzenschneiden verschwenden müssen. Man sieht, dass hier nur Arbeit um ihrer selbst Willen getätigt wird. Nach der Maxime "Arbeit schafft Wert, also ist nur der etwas wert, der arbeitet" erweist sich die Plackerei für den kapitalistischen Denker als unabdingbares Moment einer jeden normalen Existenz. Die Finanznot des Staates wird vom Bund an die Länder und Kommunen nach unten weitergegeben, so dass viele deutsche Städte eigentlich Konkurs anmelden müssten. Auf allen Ebenen werden ständig neue Sparpakete geschnürt, die in erster Linie immer die sozial Schwachen und andere Randgruppen treffen. Ebenso könnte der Papst die Slumbewohner zur Askese auffordern, damit diese wirklich selig würden. Demnach sehen die Pläne des Freiburger Bürgermeisteramtes Einschnitte beim Arbeitslosenpass, bei der Straßenbahnermäßigung für Einkommensschwache, für die Geschäftsstelle der Sinti und Roma, bei Kinderstätten in Problemvierteln und vieles mehr vor.

Die Krise ist im Kapitalismus Normalzustand. Alle Zeiten, in denen das System angeblich funktionierte, waren Aufräum- und Aufbauperioden nach imperialistischen Raubzügen, makroökonomischer Überproduktionsvernichtung in Form von Kriegen oder der eben deutschen Krisenlösungsstrategie, wie sie im Nationalsozialismus exerziert wurde. Es ist notwendig und zudem vollkommen logisch, die immer und immer wieder auseinanderdriftende Gesellschaftskonstitution nicht ebenso ständig zwanghaft in irgendwelchen Kollektiven mit irgendeiner Systematik oder Ideologie bis zur Versteinerung aneinanderketten zu wollen, sondern in der Dekonstruktion der alten auch das Hervorschimmern der wahren, freien Gesellschaft zu erkennen. Der Kommunismus ist eine Ordnung, nach welcher die Erde das Gemeingut aller Menschen sein, nach welcher jeder nach seinen Fähigkeiten arbeiten, "produzieren", und jeder nach seinen Kräften genießen, "konsumieren", soll; die Kommunisten wollen also die ganze alte gesellschaftliche Organisation einreißen und eine völlig neue an ihre Stelle setzen. Dass dann aber, an der alten, gänzlich verfaulten Gesellschaftsordnung zu flicken und zu übertünchen, Zeitverschwendung ist, wird jeder vernünftige Mensch leicht erkennen. Wir wollen, dass die Menschen die Dinge, die sie betreffen, von Grund auf selbst bestimmen können, wie dies ansatzweise in den Nachbarschaftsversammlungen in Argentinien verwirklicht ist.

Für eine staaten- und klassenlose Weltgesellschaft !
Alle Macht den Räten !

La Banda Vaga


der test
miete zu teuer?

umsonst wohnen

fragt an:
heute schon miete gezahlt ? ja ?
mal wieder .. % eurer kohle weg ?

da läuft wohl was falsch ...
während die mieten langsam aber sicher steigen und die beschaffung der nötigen kohle immer schwieriger wird, stehen auch in freiburg verschiedene häuser und wohnungen leer. damit dies nicht ewig so bleibt und niemand einen allzu grossen arbeitsaufwand hat, haben wir angefangen die objekte der begierde zu sammeln. euch fordern wir auf das selbige zu tun (strasse, hausnummer, zustand, eigentümerIn(en), zustand und extras (wie gross ist der garten, swimmingpool vorhanden ? foto wäre nett). also, wenn ihr was wisst , dann lasst es alle anderen auch wissen und teilt es unter: mit oder schreibt uns einen brief (umsonst wohnen c/oinfoladen, baslerstr. 103, 79100 freiburg) oder kommt einfach selbst vorbei. die objektbeschreibungen werden in der KTS zugänglich sein. an welcher stelle ist allerdings noch nicht endgültig geklärt, die planungs ag hat aber schon ein standortgutachten in auftrag gegeben. natürlich könnte an dieser stelle noch lang & breit erklärt werden, warum eigentum diebstahl ist oder warum es cooler ist wenn mensch keine miete bezahlt. aber dazu vielleicht ein andermal ...

in diesem sinne:
alles für alle (und umsonst) !!


Jeder Mensch hat das Recht, Rechte zu haben
Zur Wanderausstellung in der KTS

Dreiländer Wanderausstellung bis 14. Juni 2003 in der KTS

Elf Monate nach der erfolgreichen grenzüberschreitenden Dreiländerdemonstration gegen Ausgrenzung und Rassismus in Weil am Rhein / Basel / St.Louis zu der ca. 80 Menschenrechts-, Flüchtlings- und Exilorganisationen aufgerufen hatten, startet am 23. Mai 2003 in der KTS, Basler Str. 103 in Freiburg eine Dreiländer-Wanderausstellung mit der Forderung von Hannah Arendt "Jeder Mensch hat das Recht, Rechte zu haben!" 26 Organsationen, Gruppen und Aktionen aus St. Gallen, Bern, Basel, Freiburg, Waldkirch und Mulhouse beteiligen sich zur Zeit an der Ausstellung, die auf der Wanderung durch die Schweiz, Baden-Württemberg und dem Elsaß durch weitere Gruppen und Themen erweitert werden soll. Weitere Gruppen haben bereits ihr Interesse angemeldet. Die Wanderausstellung soll kein abgeschlossenes Projekt sein, sondern soll Teil einer notwendigen Auseinandersetzung werden. Die Ausstellung umfasst derzeit 50 Tafeln und wurde in zwei Sprachen erstellt. Sie informiert die BesucherInnen neben der Vorstellung der Gruppenarbeit über spezielle Themen wie z.B. die Asylverfahren in CH-F-D, die Abschiebehaft, das SIS, Flüchtlingsunterkünfte, Medizinische Betreuung für Papierlose, die Arbeit der Sans-Papier-Komitees, Menschenrechtsverletzungen, EU-Asylrecht das für 2004 geplant ist usw. Mit der Ausstellung werden die sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen, politischen und bürgerlichen Menschenrechte für alle eingefordert, gleich welcher Herkunft, Hautfarbe und Aufenthaltstitel. An der Ausstellung beteiligen sich auch die beiden Künstler Georg Dengler und Helmut Kubitschek die bei der Ausstellung jeweils eine kleine Skulptur ausstellen.

Öffnungszeiten für die Ausstellung in der KTS:

Mo -Fr von 18.30 - 20.30 Uhr
Sa. von 16.00 - 19.00 Uhr
So. von 13.00 - 19.00 Uhr
In den angegebenen Uhr Zeiten hat auch ein Ausstellungscafe geöffnet.
Gruppen, Schulklassen etc. die die Ausstellung außerhalb der Zeiten besuchen wollen, sollen sich bitte an SAGA wenden.

Veranstaltungshinweise:

Donnerstag 5. Juni
Kommunales Kino 19.30 Uhr
"Menschen im Schatten unserer Gesellschaft"
ein aktueller Film über und von Sans-Papiers in Basel. Bei der Filmvorführung werden die beiden FilmemacherInnen Alejandro Miranda und Samira El-Maawi anwesend sein. Angefragt ist ebenfalls einE VertreterIn des Basler Sans-Papier Komitee. Nach dem Film wird im Koki eine Veranstaltung stattfinden.

Montag 9. Juni
KTS 20.30 Uhr _Themenabend Grenzen _Verschiedene Filme zum Thema Grenzen. Die Veranstaltung kostet keinen Eintritt.

Donnerstag 12. Juni 2003 _Kommunales Kino 19.30 Uhr _"Nicht mehr heimisch werden in dieser Welt" _ist eine sensible Dokumentation über das Trauma- und Folteropferzentrum in Berlin. Im Anschluss an den 60-minütigen Film wird voraussichtlich eine Psychologin, die Folteropfer behandelt, auf Fragen näher eingehen.

Samstag 14. Juni _Freiburg, Augustinerplatz _Transparentaktion von 10.00 bis 15.00 Uhr. Kundgebung 13.00 Uhr. _Zum Abschluss der Ausstellung wird eine Transparentaktion stattfinden. Sämtliche TeilnehmerInnen der Aktion können ihre Forderungen in verschiedenen Sprachen auf ein langes Transparent malen. Das Transparent soll später in der Stadt sichtbar aufgehängt werden. Bei Rückfragen bitte an SAGA Kronenstr. 16a, 79 020 Freiburg wenden. SAGA trifft sich jeden Freitag um 20.00 Uhr in der Kronenstraße.


"zeitarbeit - nein danke!"
Text zu einer Aktion am Arbeitsamt

das arbeitsamt freiburg veranstaltete am 10.4. erneut einen propagandatag im zusammenhang mit den örtlichen zeitarbeitsfirmen (auch als sklaventreiber bekannt).

von den 28 in der region tätigen just-in-time-firmen waren allerdings nur 7 oder 8 firmen im arbeitsamt vertreten. unter ihnen sind zu nennen:

randstad, proflex, persona service, vogt, rolf plämer, timejob, stegmann, contempo und das arbeitsamt freiburg. seit längerer zeit laufen direkte zuweisungen des arbeitsamts an die sklavenhändler; seit 2003 wird auch offiziell verordnet, dass man sich bei den firmen zu bewerben hat oder sich bescheinigen lassen muss, dass dort auch nichts zu finden ist.

etliche arbeitsloe erhielten zum heutigen tag auch noch eine einladung, sich dort - mit anwesenheitspflicht - zu melden. kleinere informationsveranstaltungen (zu bewerbungen, wiedereinstieg für frauen und leiharbeit) bildeten seitens des arbeitsamts den rahmen dazu. ansonsten war der allgemeine zuspruch mässig - auch einige tatsächlich interessierte wurden gesichtet, die dem sklavenmarkt noch was abgewinnen wollen (u.a. weil ihr aufenthaltsrecht an der unabhängigkeit von der sozialhilfe gebunden ist; kleinere schikanen, die sonst nicht so allgemein auffallen).....

präsent waren auf dieser propagandaveranstaltung auch einige nichtorganisierte arbeitslose, die unter dem titel "zeitarbeit - nein danke!" diese veranstaltung kritisierten.

eine andere gruppe, "die faule bande" ,gab hinweise, wie man sich dieser modernen sklaverei zu erwehren hätte. bald war auch das arbeitsamt selbst mit seiner männlichen hierarchie im foyer vertreten und pochte auf ihr hausrecht. diskutieren wollten sie nicht (was auch bereits in den kl. veranstaltungen kritisiert wurde; man habe keine zeit zum diskutieren). die chefetage mit den herren stellvertreter richter, notter und dem für das thema leiharbeit zuständigen frei rasteten bald allerdings aus und riefen ihre grünen staatsvertreter zuhilfe. diese allerdings wollten zunächst nicht so, wie die herren der arbeitseinweiser geplant hatten.

immerhin steht man in einem öffentlichen gebäude (das auch erklärtermaßen keine privatwohnung ist, wie ein herr schaaf vom stühlinger polizeiposten vergleichen wollte), sondern gerade von den arbeitslosen auch finanziert wird.

aber die herren vom arbeitsamt wollten nur schweigen und stillstehen respektieren, wer den mund auch nur aufmachte, wurde sofort der polizei als "störer", ja sogar "rechtsverbrecher" gemeldet, auch wenn dies bei allen anderen umstehenden nicht so gut ankam. peinlich für die arbeitsfritzen wurde es dann, als sie ihr thema "information über die leiharbeit" anbieten wollten, und der zuständige referent frei zunächst wartete, bis genügend polizeikräfte im stockwerk erschienen waren, um dann sein - offenbar schon arg gestresst - kl. referat zu halten. nicht damit gerechnet hatte er damit, dass ein anderer referent auftrat und ihm zunächst das wort entzog. dieser wurde sofort als "rechtsverbrecher" identifiziert und der polizei übergeben. inzwischen war auch der freiburg-tv-sender auf dem plan und - wäre er nur ein paar minuten früher da gewesen - hätte diesen rechtsfreien slapstick festhalten können. auch anderen war inzwischen klar geworden, dass in diesem rechtsstaat einige andere kommandotöne inzwischen üblich geworden sind (einer meinte, das sei ihm seit 30 jahren nicht mehr vorgekommen und verliess entrüstet den leiharbeitsvortrag). auf aufforderung des oberkommandierenden der arbeitsverwalter (richter) wurden dann per augenschein identifikationen verteilt und der polizei überantwortet. jede person, die auch nur einen ton sagte, wurde sofort per hausverbot an die grüne ordnungsmacht gemeldet.

so also ist das heutige klima am arbeitsamt - man kann sich daher vorstellen, wie es zugeht (sowohl intern wie auch als werbung nach aussen).

das arbeitsamt und alle interessierten wurden über diese vorgänge - beim hinausgehen - dann nochmals informiert (das foyer hörte sehr interessiert zu) und der herr stellvertr. durfte dann auch noch im freiburg-tv sein sprüchlich aufsagen.


Aus dem Manifest der Glücklichen Arbeitslosen...
Alte Texte aufgewärmt anläßlich des Arbeitsfestivals im vom 3.-6.Juli

Mehr dazu unter: www.diegluecklichenarbeitslosen.de

Wenn der Arbeitslose unglücklich ist, so liegt das nicht daran, daß er keine Arbeit hat, sondern daß er kein Geld hat. Also sollten wir nicht mehr von "arbeitslos", sondern von "geldlos", nicht mehr von "Arbeitssuchenden", sondern von "Geldsuchenden" reden, um die Dinge klarer zu stellen. Wie wir sehen werden, bietet der Glückliche Arbeitslose an, diesen Mangel durch die Suche nach unklaren Ressourcen auszugleichen.

Man rechne einmal nach, wieviel Geld insgesamt von den Steuerzahlern und Betrieben "für Arbeitslosigkeit" offiziell ausgegeben wird, und dividiere durch die Zahl der Arbeitslosen: Na, da sind eindeutig mehr Nullen dran, als wir auf unseren Konten finden, nicht wahr? Ausgegeben wird nicht hauptsächlich für den Wohlstand der Arbeitslosen, sondern für seine schikanöse Kontrolle, durch zwecklose Termine, sogenannte "Um-, Aus-, Fortbildungsprogramme", die nirgendwoher kommen und nirgendwohin führen, Scheinbeschäftigungen für einen Scheinlohn - nur um die Statistiken künstlich herunterzudrücken. Also nur, um ein wirtschaftliches Trugbild aufrecht zu erhalten.

Unser erster konkreter Vorschlag ist sofort umsetzbar: Die Beendigung aller Kontrollmaßnahmen gegen Arbeitslose, Schließung sämtlicher Statistik- und Propagandabüros (das wäre unser Beitrag zum Sparpaket) und automatische, unbefristete Zahlung der Unterstützung inklusive der gesparten Summen. (...)

Wenn der Arbeitslose unglücklich ist, dann liegt das auch daran, daß der einzige gesellschaftliche Wert, den er kennt, die Arbeit ist. Er hat nichts mehr zu tun, er langweilt sich, er hat keine Kontakte mehr, da ja die Arbeit oft auch einzige Kontaktmöglichkeit ist, das gleiche gilt übrigens auch für Rentner. Der Grund dieser existentiellen Misere ist natürlich die Arbeit und nicht die Arbeitslosigkeit. Der Glückliche Arbeitslose weiht neue gesellschaftliche Werte ein, auch wenn er nichts anderes schafft. Er entwickelt die Kontakte mit einem Haufen sympathischer Menschen. Er ist sogar bereit, Resozialisierungskurse für gekündigte Arbeitnehmer zu geben.

Immerhin verfügen alle Arbeitslose über eine preiswerte Sache: Zeit. Das könnte ein historisches Glück sein, die Möglichkeit, ein vernünftiges, sinn- und freudvolles Leben zu führen. Man kann unser Ziel als eine Zurückeroberung der Zeit kennzeichnen. (...)

Nicht nur im heutigen Sinne ist "Arbeit" ein trauriges Wort. Sie ist es immer gewesen: Arbeit ist wahrscheinlich eine Bildung zu einem im germanischen Sprachbereich untergegangenen Verb mit der Bedeutung "verwaist sein, ein zu schwerer körperlicher Arbeit verdingtes Kind sein", das vom indogermanischen *orbhos, "Waise", abgeleitet ist. Bis in das Neuhochdeutsche hinein bedeutet Arbeit: "Mühsal, Plage, unwürdige Tätigkeit". In dem Sinne ist also "Glückliche Arbeitslosigkeit" sogar ein Pleonasmus. In den romanischen Sprachen ist die Sache noch eindeutiger, da "travail", "trabajo" usw. von dem lateinischen "tripalium", ein dreispitziges Folterinstrument, das gegen die Sklaven angewendet wurde, abgeleitet ist. Den sittlichen Wert der Arbeit als Beruf des Menschen in der Welt hat Luther ausgeprägt. Zitat: "Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen."

Man könnte sagen, die Frage der Wortwahl sei ohne Bedeutung. Aber die Folgen blieben nicht aus, verwechselte man das Wort "Getränk" mit "Coca Cola", das Wort "Kultur" mit "Harald Juhnke" oder gar "Tätigkeit" mit "Arbeit".