Ein Film von Shina Erlewein, Fathiyeh Naghibzadeh, Bettina Hohaus und Meral El. (Deutschland 2004, 60 Min.)
Der Film schildert das Schicksal vieler iranischer Frauen am Beispiel von vier derzeit in Berlin lebenden Exilantinnen. Die Frauen berichten, wie sie die Entwicklung seit Beginn der islamischen Herrschaft 1979 zur Emigration gezwungen haben. Sie erinnern an die massenhafte Verfolgung und Ermordung der säkularen, kommunistischen und anderen Opposition, an tote FreundInnen und GenossInnen. Vor allem aber geht es um die Erfahrung der Geschlechterapartheid, die gewaltsame Durchsetzung der sharia und der Zwangsverschleierung. Der Chador ist dabei zugleich Symbol und Mittel der islamisch-patriarchalen Herrschaft, der Unterdrückung der Frauen, aber auch aller Formen freier und gleicher menschlicher Beziehungen. Dabei wird deutlich, daß der Chador nicht als Ausdruck einer iranischen „Kultur“ zu verstehen ist, sondern als ein Instrument der Macht, mit dem Widerstand bekämpft und Kontrolle ausgeübt wird.
Flucht und Exil waren für die portraitierten Frauen wie für Millionen andere IranerInnen der Preis für ein selbstbestimmteres Leben in relativer Sicherheit. Sie sprechen von ihren Erfahrungen in Deutschland, von Fremdheit, davon, was sie unter „Heimat“ verstehen - oder warum sie den Begriff ablehnen. Dabei werden sie nicht als bloße Opfer dargestellt, sondern als Individuen, die mal mehr feministisch, kommunistisch oder auch künstlerisch orientiert auf verschiedene Weise Widerstand leisten und ihren Erfahrungen Ausdruck verleihen.
Kopftücher und „Ehrenmorde“ zeigen an, daß islamisch-patriarchale Gewalt auch hierzulande zunimmt, so daß die Vergangenheit für die Frauen auf bedrohliche Weise immer näher rückt. Wenn unter Lebensgefahr demonstrierende Frauen im Iran skandieren, daß „Emanzipation nicht westlich oder östlich, sondern universell“ ist, bringt dies die Intention des Films auf den Punkt. Der Kontrast zu kulturrelativistischen Positionen könnte nicht größer sein. Drastisch wird dann auch gezeigt, wie sich ein „kritischer“ Dialog der „Kulturen“, für den etwa auch die Städtepartnerschaft Freiburg-Isfahan steht, sich notwendig gegen die radikale Opposition islamischer Herrschaft wendet. Nach der Vorführung wollen wir mit Fathiyeh Naghibzadeh, einer der Filmemacherinnen, über den Film, aber auch über ihre eigenen Erfahrungen im Exil, über Kopftuch und Islam, über emanzipatorische Perspektiven sowie die aktuelle Situation im Iran diskutieren.