Am 8. Juni 2015 gab es eine Razzia im Linken Zentrum ¡adelante! in der Glümerstraße 2. Rund 50 PolizistInnen durchsuchten mit einem richterlichen Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Freiburg in der Zeit von 18 bis 19 Uhr die Räumlichkeiten des LiZ. Geleitet wurde die Razzia von Bernhard Kurz von der Abteilung Staatsschutz der Freiburger Kriminalpolizei. Als Anlass führte die Polizei einen Farbanschlag in der Nacht auf den 8. Juni auf das Hotel zum Schiff in der Basler Landstraße 35-37 in Freiburg-St. Georgen an. In der gleichen Nacht wurde auch der Polizeiposten St. Georgen im Hartkirchweg 31 mit Farbe beworfen. Die KTS Freiburg erklärt sich solidarisch mit dem Linken Zentrum und verurteilt die Repression der politischen Polizei.
Zu den Farbanschlägen auf das Hotel zum Schiff und den Polizeiposten St. Georgen gab es BekennerInnenschreiben auf Indymedia linksunten. Der Anlass für den Farbangriff auf das 4-Sterne-Hotel Hotel war demnach eine dort für den 8. Juni geplante Veranstaltung mit AfD-Chef Bernd Lucke. Nach dem Anschlag kündigte der Hotelier der AfD die Räume. Bei der AfD handelt es sich um eine rassistische Partei, für die es in Freiburg keinen Platz geben darf. Der Farbanschlag setzt dabei charmant unideologisch an der kapitalistischen Logik selbst an: AfD-Veranstaltungen dürfen sich für Freiburger Lokalitäten nicht lohnen.
Der Polizeiposten wurde laut BekennerInnenschreiben stellvertretend für die staatliche Repression gegen die Anti-G7-Proteste angegriffen. TeilnehmerInnen des Protestcamps gegen den G7-Gipfel am 7. und 8. Juni auf Schloss Elmau wurden von den bayerischen Behörden massiv drangsaliert. Unter den DemonstrantInnen am 6. Juni in Garmisch-Partenkirchen gab es viele Verletzte durch die Angriffe der Polizei. Der Anschlag auf den Freiburger Polizeiposten ist unter dem Eindruck der zur Schau gestellten staatlichen Arroganz verständlich und dürfte den St. Georgener BeamtInnen einen Hauch des internationalen Protestflairs vermitteln.
Die Durchsuchung des Linken Zentrums reiht sich ein in eine lange Reihe von Razzien linker Strukturen in Freiburg in den letzten Jahren. Nach der Räumung des besetzten Wagenplatzes von Kommando Rhino am 03.08.2011 gab es in der Nacht auf den 04.11.2011 eine Razzia in der KTS Freiburg. Eine Nacht später, am 05.08.2011, wurde der besetzte Infoladen in der Gartenstraße 19 durchsucht. Drei Monate später wurden am 03.11.2011 Wägen wegen eines Farbanschlags auf einen Edeka-Markt durchsucht. Schließlich gab es am 06.02.2013 in Freiburg eine Razzia in der Wohngemeinschaft eines linken Fotografen im Zusammenhang mit den M31-Protesten in Frankfurt am Main.
Nun hat es also das Linke Zentrum getroffen, aber gemeint sind wir alle. Uns macht die Repression wütend und wir wünschen dem LiZ-AktivistInnen viel Kraft. Wir rufen alle Freiburger Linken auf, sich auf weitere Durchsuchungen vorzubereiten. Räumt eure Wohnungen auf! Verschlüsselt eure Daten! Lasst euch nicht einschüchtern! Macht weiter! Und lasst euch nicht erwischen!
Autonomes Zentrum KTS Freiburg
Communiqué vom 08.06.2015
Communiqué mit Fotos auf Indymedia linksunten