Das Kapitel "Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug" der 1944 erstveröffentlichten Dialektik der Aufklärung befasst sich mit der zeitgenössischen Produktion und Rezeption von Kulturgütern, bzw. genauer: mit den Bedingungen dieser Tätigkeiten. Obwohl, oder gerade weil der historische Kontext der Autoren für den Inhalt des Kulturindustriekapitels eine entscheidende Rolle spielt, sind Horkheimers und Adornos Thesen auch heute in der kritischen Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur nicht wegzudenken.
Seit dem Zeitpunkt der Erstveröffentlichung der Dialektik der Aufklärung scheint sich vieles geändert zu haben. Den neuen Entwicklungen zum Trotz, lassen sich die im Kulturindustriekapitel angestellten Beobachtungen und Erklärungen für ebendiese herauslösen und können auf aktuelle Entwicklungen und Begebenheiten angewandt werden. Dieser Vortrag möchte diesen Versuch in Bezug auf die Praxis der Streetart angehen. Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob sie sich, der Kulturindustriethese entsprechend, der bestehenden Ordnung fügt und die Kulturindustrie auf diese Weise mitkonstituiert, oder ob sie den Mainstream in Frage stellt und es vermag, dialektisch auf die gesellschaftlichen Zwänge hinzuweisen.