Seit Marvin Chomskys Fernsehserie Holocaust 1978 einen weltweiten Erfolg erzielte, ist die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden vielfach zum Filmstoff geworden. Wirkungsvoller als die meisten anderen Formen der Vergangenheitsrepräsentation fanden die populärkulturellen Auseinandersetzungen mit Auschwitz, insbesondere die Spielfilme, Eingang in das Bewusstsein der nachfolgenden Generationen. Während Filme wie Steven Spielbergs Schindlers Liste oder Roberto Begignis Das Leben ist schön ein Millionenpublikum erreichten, drohen weniger eingängliche Versuche einer Auseinandersetzung mit Auschwitz, wie beispielsweise Claude Lanzmanns Werk Shoah, ihrerseits in Vergessenheit zu geraten. Damit wird die widersprüchliche Tendenz der kulturindustriellen Beschäftigung mit Auschwitz deutlich. Einerseits ist es insbesondere ihr zu verdanken, dass die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden im Bewusstsein der nachfolgenden Generationen präsent bleibt. Andererseits stellt sich die Frage, ob nicht gerade diese Form der Auseinandersetzung erst einen Gegenstand erschafft, der letzten Endes dem Vergessen in die Hände spielt.
Weder ist die kulturindustrielle Auseinandersetzung mit Auschwitz noch sind die damit verbundenen Folgen für die Erinnerung daran ein spezifisch deutsches Phänomen. Dennoch erscheint es selbstverständlich, dass der Umgang mit der Erinnerung an Auschwitz in Deutschland ganz besonderen Bedingungen unterliegt, da die Schwierigkeit im Land der Täterinnen und Täter darin besteht, die eigene Vergangenheit in einer Weise zu interpretieren, die gegenwärtigen politischen und identitären Bedürfnissen entspricht. Einerseits ist also das gegenwärtige Geschichtsverständnis durch bekannte Spielfilme über Auschwitz geprägt und andererseits ist die Rezeption dieser Filme durch spezifische gesellschaftliche Kontexte bestimmt.
Im Vortrag werden die grundsätzlichen Schwierigkeiten und Grenzen der Darstellbarkeit von Auschwitz erörtert und in der Gegenüberstellung von Lanzmanns Shoah und Spielbergs Schindlers Liste verdeutlicht. Außerdem wird die Rezeption von Schindlers Liste hierzulande in den breiteren Zusammenhang des deutschen Vergangenheitsdiskurses eingeordnet.
Es spricht Tine Maier