In gemütlicher, lockerer Atmosphäre bietet die monatliche „a-Bar“ passend zu gekühlten Getränken inhaltliche Vorträge oder Filme. Anschließend gibt es bei dezent-guter Musik ausreichend Raum zum gemütlichen Beisammensein, für vielfältige Gespräche und anregende Diskussionen, sowie die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und uns zu vernetzen und auszutauschen.
Diesen Monat: „Polizeigewalt kann tödlich sein“ - anlässlich des 25. Todestages von Günter Sare
Am 28.9.1985 fand in Frankfurt/Main eine Protestveranstaltung mit etwa 1.000 Menschen gegen ein NPD-Treffen im Frankfurter Bürgerhaus Gallus statt. Die Polizei geleitete die TeilnehmerInnen der NPD-Veranstaltung ins Haus Gallus und begann gleichzeitig mit Wasserwerfern und Schlagstöcken gegen die versammelten GegendemonstrantInnen vorzugehen. Im Polizeifunk wurde durchgegeben, dass „kompromisslos vorgegangen“ werden sollte. Gegen 21 Uhr kam es dann zu dem Vorfall, der im Nachhinein durch die Polizei als „Unfall“ dargestellt wurde.
Die Polizei setzte zwei Wasserwerfer ein. Eines dieser Fahrzeuge ging gegen eine DemonstrantInnengruppe vor. Als einziger aus dieser Gruppe ergriff Günther Sare nicht die Flucht. Er wurde auf der Kreuzung von einem Wasserwerferstrahl zu Boden geworfen. Als er wieder auf die Beine kam, fuhr ein zweiter Wasserwerfer um die Ecke und hielt kurz an. Obwohl die Besatzung den Demonstranten bei heller Beleuchtung gesehen hat und mit den Wasserkanonen gezielt auf ihn schoss, fuhr der Wasserwerfer mit hoher Geschwindigkeit an und überrollte Günter Sare im Brustbereich. Zwei Sanitäter und ein Arzt, die dem Verletzten zu Hilfe eilten, wurden von der Polizei behindert („Was, du Schwein willst Arzt sein?!“). Sie mussten Günter Sare vor einen Autoscheinwerfer bringen, um ihn versorgen zu können, da die Polizei die Stelle nicht ausleuchtete. Trotz dringender Bitte, sofort einen Notarztwagen zu holen, dauerte es 10 Minuten, bis ein zu gering ausgerüsteter Krankenwagen kam. Erst nach 20 Minuten traf der Notarztwagen ein, in dem Günter Sare auf dem Transport starb.
Im Anschluss fand spontan eine Demonstration zum Opernplatz statt. Die 200 DemonstrantInnen wurden von mehreren Hundertschaften der Polizei eskortiert. Mehrere Wasserwerfer des Typs, der Günter Sare tötete, fuhren über die ganze Breite der Straße hinter dem Demonstrationszug her. Aus der Polizeikette tönte es zu den DemonstrantInnen: „Morgen seid ihr dran!“. Die Polizei begann, einzelne DemonstrantInnen und Gruppen festzunehmen, es kam zu Rangeleien zwischen Polizei und DemonstrationsteilnehmerInnen. Als Reaktion auf den Tod Günters kam es in der Nacht zu einem Brandanschlag bei Mercedes, einem der Hersteller der Wasserwerfer. Danach kam es in mehreren Städten, besonders in Frankfurt, zu tagelangen Straßenschlachten.
1990 wurde die Besatzung des Wasserwerfers vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung frei gesprochen. Sare hätte unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen gestanden und die Bedrohung durch das Fahrzeug nicht richtig eingeschätzt.
An diesem Abend haben wir einen Zeitzeugen aus Frankfurt eingeladen. Nach seinen Berichten werden wir auch die Reaktionen in anderen Städten auf den Tod von Günter Sare, weitere Tote bei Demonstrationen in Deutschland und mögliche Gefahren durch Wasserwerfereinsätze thematisieren. Dazu laden wir euch herzlich ein.