Ralf Dreis berichtet über das Sparprogramm, Streiks und Widerstand der Anarchistischen Bewegung
Die Ermordung des 15-jährigen Schülers Aléxandros Grigorópoulos durch Polizeibeamte in Athen, hatte im Dezember 2008 zu einem beispiellosen sozialen Aufstand in Griechenland geführt. Heute, anderthalb Jahre danach, hat sich die Lage auf den verschiedensten Ebenen dramatisch zugespitzt. Klandestine Organisationen propagieren die Aufnahme des bewaffneten Kampfes; Der Athener Szenestadtteil Exárchia befindet sich faktisch unter Polizeibesatzung; Anschläge faschistischer/parastaatlicher Gruppen auf MigrantInnen, besetzte Häuser, anarchistische Treffpunkte haben erschreckende Dimensionen erreicht; Das Land ist politisch gespalten und befindet sich am Rande des wirtschaftlichen Abgrunds.
Die Griechen , so das in den bürgerlichen Medien vermittelte Bild, sind korrupt und faul, haben jahrzehntelang über ihre Verhältnisse gelebt, um danach ausgeruht mit 50 in Frührente zu gehen. In Erwartung rettender deutscher Steuergelder, besitzen sie jetzt die Frechheit gegen dringend gebotene Lohnkürzungen zu streiken.
Das ressentimentgeladene Rauschen im deutschen Blätterwald ist die Begleitmusik zur knallharten Durchsetzung des Stabilitäts- und Wachstums¬paktes in der Europäischen Union. In der Wirtschafts- und Finanzpolitik steht das Land quasi unter Zwangsverwaltung. Denn in der EU-Kommission geht die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone um. Nicht nur die griechische Schuldenkrise gefährdet die Stabilität der Gemeinschaftswährung, sondern der als Domino-Effekt befürchtete Bankrott in weiteren Mitgliedstaaten. Ein radikales Sparpaket wurde Anfang März verabschiedet. Das Schuldendefizit soll vor allem durch Sozialabbau, Lohn und Rentenkürzungen gedrückt werden.