Im studentischen Kino "aka-Filmclub" wird diesen Donnerstag die Dokumentation "Warum Israel" von Claude Lanzmann aufgeführt. Sie ist nicht nur ein sehr gelungenes politisches Essay über das Israel der 60/70er Jahre, sondern zugleich eine persönliche Liebeserklärung an das Land. Lanzmann, der vor allem durch seine dreiteilige Dokumentation "Shoa" bekannt geworden ist, interviewte für "Warum Israel" eine Menge unterschiedlichster Personen im jüdischen Staat, wie Polizist/innen, neu Eingewanderte, jüdisch-arabische Israelis etc. Hierbei steht die Frage nach der Anormalität der gelebten Normalität des Staates mit der besonderen Geschichte im Vordergrund, womit gleichzeitig eine Annäherung an die jüdische Identität im Schatten von Auschwitz erfolgt. Lanzmanns Dokumentation aus dem Jahr 1972 besticht durch die unprätentiöse Umsetzung: So verzichtet Lanzmann sowohl auf Kommentare als auch auf Voice-Overs, sondern arbeitet lediglich eine 195-minütige Montage aus 50 Stunden Filmmaterial heraus. Damit bietet er keine konkret artikulierte Positionierung, sondern lässt vielmehr -wie es auf der Leinwand heute kaum noch geschieht- die Zuschauer/innen selbst denken. Dennoch ist der Film in Teilen der linksradikalen Szene Deutschlands stark umstritten, wie kürzlich in Hamburg deutlich wurde: Dort kam es am 25. Oktober 2009 bei einer geplanten Vorführung von "Warum Israel" zu beunruhigenden Zwischenfällen, als Linksradikale aus dem Internationalen Zentrum B5 die Veranstaltung gewaltsam verhinderten. Dass so etwas gerade in Deutschland, im "Land der Täter", passiert, wo doch der Film vor allem das Leben als Jude/Jüdin nach Auschwitz stark in den Vordergrund rückt, schockierte vor allem den Regiesseur Landzmann selbst.
Donnerstag, 21.01.2010, 20:00,
Filmaufführung beim aka-Filmclub im HS 2006 (KGII) - Nicht in der KTS!