Wir, das Aktionsbündnis gegen Leerstand, sind ein Zusammenschluß von Menschen mit geringem Einkommen, Studierenden, jungen Familien und Alleinerziehenden, WagenbewohnerInnen, KünstlerInnen, Wohnungslosen, MigrantInnen, ArbeiterInnen und Auszubildenden sowie vielen anderen, die an günstigem Wohn- und Arbeitsraum interessiert sind. Unser gemeinsames Problem ist die Freiburger Miet-, Spekulations- und Ausgrenzungspolitik.
In der Stadt Freiburg bewegen sich die Mieten auf einem Niveau, das es für Menschen mit kleinem Geldbeutel extrem schwierig macht, sich Wohnraum, ein menschliches Grundbedürfnis, leisten zu können. Genau so problematisch ist es für KünstlerInnen, geeignete Räume für ihre Tätigkeit zu finden (Ateliers, Bandräume).
In der Universitätsstadt müssen zu beginn jedes Semesters zahlreiche Studenten in Notunterkünften unter- kommen. Die Miete für ein Zimmer können viele kaum zahlen. Die geplante Einführung von Studiengebühren an der selbsternannten "Eliteuniversität" grenzt Studierende aus ärmeren Verhältnissen zusätzlich aus.
Straßenpunker und Obdachlose werden aus der Innenstadt und von ihren angestammten Lagerplätzen vertrieben. Die Stadtverwaltung sähe sie gerne in menschenunwürdigen Containern in der Hermann - Mitsch - Str. untergebracht.
Ende November wird ein Gerichtsurteil über die Räumung der Wagenburg am Campus/St. Georgen entscheiden. Mitten im Winter verlieren dann ca. 50 Personen ihren Platz - der nur eine Übergangslösung sein sollte in der Hoffnung auf einen frei nutzbaren, eigenen - und werden, wie seit Jahren, unter der konsequenten Vertreibungspolitik der Stadt Freiburg zu leiden haben. Diese wehrt sich vehement und trotz aller Vorschläge gegen die Entstehung einer selbstbestimmten Wagenburg.
Das momentan existierende Mini - Rasthaus genügt nicht zur Versorgung, Unterstützung und Unterbringung von Flüchtlingen. Die grün-rote Stadtregierung blockiert jedoch die Schaffung eines dringend notwendigen Rückzugsraumes für MigrantInnen. Auch in diesem Bereich brauchen wir wesentlich mehr Platz.
In einer der teuersten Städte Deutschlands besteht das Bedürfnis nach vielfältigen unkommerziellen Freiräumen, in denen Kultur jenseits der Konsumgesellschaft existieren kann. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten reicht die KTS nicht mehr aus, das Angebot muß deutlich erweitert werden. Vor allem fehlt es an Proberäumen für Bands, Platz für Theater- oder Sportgruppen und an weiteren Veranstaltungsmöglichkeiten.
Was unsere Vorstellungen von Wohnraum angeht, so halten wir nichts von der Vereinzelung in kleinen Wohneinheiten, sondern wir wollen in verschiedenen Projekten zusammen & selbstbestimmt leben und arbeiten und nicht so, wie es Wohnungsmarkt und Miethaie von uns fordern.
Es ist keineswegs so, dass in Freiburg kein Platz für all dies wäre: Zahlreiche Häuser stehen leer und dienen als Spekulationsobjekte. Wohnraum wird zerstört und/oder muß Büro- und Industriueflächen weichen (wie z.B. der alte Güterbahnhof oder die Baslerstr. 66). Wir wollen diese Situation nicht länger hinnehmen. Wir fordern die Verantwortlichen, also die Eigentümer, auf, langfristig leerstehende Immobilien und Brachflächen denjenigen zu fairen Bedingungen zu überlassen, die sie brauchen und nutzen! Schluß mit Spekulation, Ausgrenzung und Vertreibungen!
Um diese Forderungen zu unterstreichen, haben wir heute Nacht laut, bunt und friedlich eine Halle des alten Güterbahnhofs besetzt! Mit dieser Aktion wollen wir an nur einem von vielen möglichen Beispielen auf den skandalösen Leerstand in Freiburg hinweisen. Diesmal soll die Besetzung symbolisch und für nur eine Nacht sein. Wir werden Sonntag mittag das Gelände in sauberem Zustand verlassen haben und erwarten Reaktionen auf unsere Anliegen.
AKTIONSBÜNDNIS GEGEN LEERSTAND email: