Die Umwelt- und Projektwerkstatt und die KTS bleiben wie sie sind !

Mit Empörung und Unverständnis hat die Umwelt- und Projektwerkstatt die Kündigung der KTS durch die DB AG aufgenommen. Hierdurch sehen neben dem Kulturbetrieb auch zahlreiche Initiativen ihre Räume bedroht: der Umsonstladen, der Infoladen, die Siebdruckwerkstatt, Theatergruppen, zahlreiche politische Gruppen, die sich regelmässig hier treffen, und so auch die Umwelt- und Projektwerkstatt (UmProWe).

Die UmProWe existiert in Freiburg in etwa genauso lange wie die KTS - 10 Jahre - und bietet ein offenes Büro und eine Plattform für junge Menschen, um sozial- und umweltpolitische Initiativen in Selbstverwaltung durchführen zu können.

Projekte zur Müllvermeidung in Schulen, Beteiligung am Widerstand gegen den Ausbau der B31 und die Abholzung des Konrad Günther Parks 1996, die Organisation von Jugendcamps mit internationaler Beteiligung wie "Ecotopia" 1998 in Emmendingen, das Mitwirken am Jugendumweltkongress (JUKSS) in Freiburg 95/96, die Mitwirkung an der Organisation des antirassistischen Grenzcamps in Strassburg 2002 oder Anti-Atom Aktionen, wie jährliche Fahrradtouren nach Fessenheim, gehören zu den Aktivitäten, die die UmProWe in Freiburg bekannt gemacht haben.

Bis zum Sommer 1998 hatte die UmProWe im Kasernenhaus 007 auf dem Vaubangelände Unterschlupf gefunden. Haus 007 und das Nachbarhaus 008, in dem viele junge Menschen und Einkommenschwache wohnten, wurden abgerissen mit dem Argument, dass die Grundstücke verkauft werden würden und an der Stelle neu gebaut werden sollte. Die Häuser an der Ecke Wiesental und Merzhauserstr.., die in gutem Zustand waren, sind verschwunden, doch an deren Stelle wächst bis heute nur Gras, die angeblichen Investoren gab es nie. Sprich bis heute " 6 Jahre lang - hätten weiterhin Leute in billigen Wohnräumen dort leben und Initiativen wie die Umwelt- und Projektwerkstatt dort ihre Räume haben können.

Zum Glück blieb die UmProWe nicht lange obdachlos. Die KTS Initiative, die gerade dabei war, im alten Bahnbetriebswerk in der Baslerstr 103 einzuziehen, bot der UmProWe neue Räume an und nahm sie im Haus auf.

In den letzten 6 Jahren ist die UmProWe mit der KTS zusammengewachsen und zu einem festen Bestandteil dieser geworden. Gruppen, die sich in der UmProwe organisieren, haben nicht nur unzählige Aktivitäten im Haus organisiert, sondern sehr viele auch außerhalb der KTS, in Freiburg oder international durchgeführt:
Seminare wie z.B. zu Welthandel und Gen- und Biotechnologien; unzählige Vorträge zu diversen Themen: über die Folgen von Uranabbau in den USA bis hin zu den unmenschlichen Lebensbedingungen der Black Communities an der Pazifikküste Kolumbiens; diverse Workshops, bei denen Jugendliche verschiedenste Fähigkeiten erlernen wie Grafiklayout, Konfliktlösung oder Umgang mit Solartechnologie; Filmabende, Diskussionen, Volxküchen, Ausstellungen, Aktionen, Parties und Konzerte, internationale Camps und und und. Wir haben eher den Eindruck, dass ein zweiter selbstverwalteter Raum wie die KTS in Freiburg nötig wäre, da diese oft an die Grenzen ihrer Kapazitäten stößt.

All diese Aktivitäten zeigen unser Engagement gegen Zerstörung, Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Sie spiegeln die Suche nach selbstverwalteten und hierarchiefreien Organisationsformen in einer Gesellschaft, die sich nur noch an Werten wie Profit und Wettbewerb orientiert.

Wer heute in Freiburg am Bahnhof ankommt, sieht sofort welche Vision sich die DB und die Regierenden für das Freiburg der nächsten Jahre erhoffen. Alles soll sauber und steril sein. Obdachlose haben hier nichts zu suchen, wer nichts kauft oder nicht verwertet werden kann, ist unerwünscht. Überwachungskameras an jeder Ecke. Wer pinkeln will, muss mindestens 1 Euro zahlen. Wer vom Aussehen her als "ausländisch" eingestuft wird, muss mit einer Kontrolle durch den BGS rechnen.

Freiburg nur noch für Reiche ? Es mangelt nicht an Beispielen in Freiburg, die diesen Trend bestätigen. Die gleiche Logik der Ausgrenzung und des Profits scheint nun auch die KTS am Bahnbetriebswerk erreicht zu haben.

Die KTS bringt kein Geld, sie ist ja unkommerziell. Gibt es bessere Verwertungsmöglichkeiten für diese Immobilie ? Oder ist sie ein sogenanntes "Hindernis zur Vermarktung" des Geländes, das in der unmittelbarer Nähe entstehen soll?

Die DB erwähnt lieber Gründe wie Falschparken und angebliche Störungen, und lässt sich aber nicht auf die von der KTS vorgeschlagenen technischen Lösungen ein. (siehe offener Brief der KTS- Ini auf www.kts-freiburg.org)

Von einem Konzern, wie der DB AG, der Geld mit Atommülltransporten macht und unzumutbare Preise für Zugfahrten verlangt, was eigentlich für alle billig zugänglich sein sollte, verwundert es nicht, dass der DB AG der politische und kulturelle Hintergrund der KTS kaum von Bedeutung ist. Für sie ist die KTS nichts weiteres als eine Immobilie, die es zu verwerten gilt, eine bloße Zahl auf einer Statistik, einen Profit, den es zu optimieren gilt.

Für welche Lösung sich die Regierenden der Stadt Freiburg schließlich entscheiden, werden wir wohl bald sehen. Angesichts der Erfahrungen um Haus 007, dem Rasthaus, der Dreifünfviertel Initiative, dem abgerissenen Haus 053, der Vertreibungspolitik aus der Innenstadt und der systematischen Zerstörung von billigem Wohnraum, ist es für viele schwer neuen Versprechungen Vertrauen zu schenken.

Angesichts dieser Tatsachen verwundert uns kaum die Heftigkeit der Kündigung, sowie die Missachtung der politischen und kulturellen Arbeit der KTS. Uns ist zumindest eines klar: wir werden dieses Haus nicht freiwillig verlassen und ziviler Ungehorsam ist von unserer Seite zu erwarten. Wir werden unser Engagement für eine gerechte Welt ohne Unterdrückung auch nach einer eventuellen Räumung der KTS fortsetzen.

Die Umwelt- und Projektwerkstatt und die KTS bleiben wie sie sind ! Für die sofortige Rücknahme der Kündigung. Wir rufen alle SympathisantInnen dazu auf, sich für den Erhalt der KTS, der UmProWe und selbstverwalteter Räume einzusetzen.

Die Umwelt- und Projektwerkstatt Freiburg e.V.
23. Februar 2004