"Sport tut Deutschland gut" - Der Fußball-Fan als idealer Staatsbürger
Mittwoch, 16.07.2008, 20:00, Vortrag und Diskussion mit Dieter Bott (Düsseldorf)

„Der Sport ist der Kitt, der in der modernen Gesellschaft – vor allem unter Männern – alles zusammenhält.“ – so der Beginn eines Buches, das der Sportkritiker und Sozialwissenschaftler Dieter Bott herausgegeben hat. Er schließt sich jedoch nicht der ebenso langweiligen wie anspruchslosen Abkanzlung des Fußballs an, wie sie gerade in linken und alternativen Kreisen beliebt ist, sondern wendet sich auf kritische Weise seinem ambivalenten und verzwickten Gegenstand zu. Dieter Bott wird über die ‚Sportifizierung der Gesellschaft’ reden, die die Durchkapitalisierung aller Lebensbereiche ideologisch befördert. Den Fan, der übermenschlichen Einsatz von "seinen" Akteuren fordert, nichts außer einem Sieg akzeptiert und als vermeintliche Kritik nur populistisch die Überbezahlung der "Scheiß Millionäre" auf dem Platz skandalisieren kann, stellt er als den idealen Staatsbürger dar. Wie die Inszenierung des Fußballs und des Fußball-Fans also mit der deutschen Normalität, mit ’Standort-Nationalismus’ und Homophobie zusammenhängt, wird an diesem Abend Thema sein. Dabei wird Dieter Bott kein Fußball-Bashing betreiben: Der Adorno-Schüler ist selbst Begründer zahlreicher Fan-Projekte, Teil des Bündnis Aktiver Fußball Fans (BAFF) und Fan-Soziologe. Der Abend verspricht also pointierte Kritik mit hohem Unterhaltungswert, etwa der Präsentation des besten "Scheiß vom Merchandise", der bildlich auf den Punkt bringt, was mit dem Zusammenhang von Kommerzialisierung und nationalistischem Kitt gemeint ist, für den das Massenevent Fußball (auch) steht. Wie immer serviert die Antifa leckere Snacks, kaltes Bier und im Anschluss unglaublich gute Musik.

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