Aufruf der KTS zur Unterstützung der‭ ‬6.‭ ‬Freiburger Love or Hate Paradeam‭ ‬1.‭ ‬Mai‭ ‬2007

Die KTS entstand‭ ‬1994‭ ‬durch die Besetzung einer Armeekantine auf dem Vauban Gelände und ist seitdem das autonome Zentrum in Freiburg.‭ ‬Seit‭ ‬1998‭ ‬befindet sie sich in einem Bahngebäude an der Baslerstraße‭ ‬103.‭ ‬Die Idee der KTS ist es einen Freiraum zu bieten für unkommerzielle Kultur und emanzipatorische Initiativen in Selbstverwaltung.‭ ‬Trotz wiederholten Bedrohungen konnte sich das Zentrum über die Jahre hinweg behaupten und bietet zur Zeit Platz für die Treffen diverser Gruppen,‭ ‬Konzerte und Partys,‭ ‬einen Umsonst-‭ ‬und einen Infoladen,‭ ‬Volxküchen,‭ ‬Vorträge,‭ ‬eine Umwelt und Projektwerkstatt und vieles mehr.‭ ‬Ende diesen Jahres läuft der Mietvertrag der KTS aus.‭ ‬Bisher stehen die Verhandlungen zwischen dem Besitzer des Gebäudes,‭ ‬der Deutschen Bahn,‭ ‬und der Stadt als Hauptmieterin in den Sternen.‭ ‬Wir wollen die Love or Hate Parade nutzen um die Vielfalt linksradikaler Kultur zu veranschaulichen und die Wichtigkeit eines Fortbestehens des autonomen Zentrums zu unterstreichen.

In den letzten Jahren nahm die Repression gegen soziale Zentren zu.‭ ‬So wurden zum Beispiel die Ex-Steffi in Karlsruhe und das OBW9‭ ‬in Stuttgart geräumt,‭ ‬Platz für selbstverwaltete Kultur ist in den meisten Städten nicht mehr vorhanden.‭ ‬Auch in Freiburg hat sich die Linie von Stadt und Polizei gewandelt.‭ ‬Die Polizeipräsenz und Übergriffe auf Demonstrationen haben massiv zugenommen,‭ ‬die Überwachung im öffentlichen Raum wird intensiviert.‭ ‬Die Räumung des DIY-Camps,‭ ‬sowie die Zerschlagung einer friedlichen‭ „‬Reclaim-The-Streets‭“ ‬Party Ende Juli letzten Jahres und das Vorgehen der Polizei gegen nichterwünschte Menschen in der Innenstadt sind Merkmale einer neuen Unterbindungsstrategie.‭ ‬Die mehrfache Räumung von Wagenburgen und besetzten Häusern sind ein weiteres Beispiel für diese Politik.‭ ‬Zwar konnte ein neuer Platz für die‭ „‬Schattenparker‭“ ‬erkämpft werden,‭ ‬die Straßenpunx sind jedoch,‭ ‬seit zahlreichen Räumungen der letzten Monate erneut obdachlos.

Nach Außen stellt sich Freiburg gerne als alternatives Öko-Paradies dar,‭ ‬das leider auf Grund der‭ „‬Wohltaten‭“ ‬der letzten Jahre Pleite sei.‭ ‬Da heute nicht mehr‭ „‬über den Verhältnissen gelebt‭“ ‬werden könne,‭ ‬müsse gekürzt werden.‭ ‬Und wo wird gekürzt‭? ‬Bei sozialen und kulturellen Einrichtungen.‭ ‬Viele Projekte stehen mit dieser Kürzungsdrohung vor dem aus.‭ ‬Auch das Grundbedürfnis nach bezahlbarem Wohnraum ist vielmals nicht mehr gewährleistet:‭ ‬Während der Mietspiegel stetig steigt,‭ ‬wird billiger Wohnraum zerstört.‭ ‬Zwar konnte der Stadtbauverkauf mit dem BürgerInnenentscheid abgewendet werden,‭ ‬doch die‭ ‬20%‭ ‬Mieterhöhungen in Weingarten-West zeigen,‭ ‬dass ein kapitalistisches Unternehmen,‭ ‬auch wenn es sich als soziale und öffentliche Institution tarnt,‭ ‬nicht sozial sondern ökonomisch handelt.‭ ‬Freiburg soll eine Stadt sein,‭ ‬die denjenigen,‭ ‬die es sich leisten können,‭ ‬ein Niedrigenergie-Einfamilienhaus,‭ ‬Elite-Hochschulen und gutes Klima bietet.‭ ‬Für Leute die auch noch etwas anderes wollen oder brauchen gibt es weder Platz noch Geld.

Wir brauchen und wollen anderes,‭ ‬und denken:‭ ‬So geht das gar nicht‭! ‬Wir wollen selbstverwaltet Wohnen und Leben,‭ ‬eine solidarische und friedliche Gesellschaft jenseits kapitalistischer Verwertungs-‭ ‬und Standortlogik aufbauen.‭ ‬Mit der Räumung des Jungedzentrums Ungdomshuset in Kopenhagen wurde ein solches Projekt abermals zerschlagen.‭ ‬Die grenzenlose Solidarität für den Erhalt und schließlich für ein neues Ungdomshuset zeigen jedoch,‭ ‬dass der Kampf um Freiräume kein Ende finden wird.

Gemeinsam sind wir stark‭ – ‬räumt doch die Rathäuser‭!

Wir rufen euch hiermit dazu auf,‭ ‬am‭ ‬1.‭ ‬Mai‭ ‬2007‭ ‬ab

  • ‬10‭ ‬Uhr in Strasbourg,‭ ‬place Kléber zur revolutionären 1.Mai-Demo

und ab

  • ‬19‭ ‬Uhr in Freiburg,‭ ‬Treffpunkt Wilhelmstraße,‭ ‬zur Love or Hate Parade gegen unsoziale Politik‭ ‬und für autonome Freiräume

‬auf die Straße zu gehen.

NexT-Steffi kommt,‭ ‬Les Tanneries bleiben,‭ ‬Ungdomshuset lebt‭ – ‬für mehr AZs,‭ ‬Wagenplätze und besetzte Häuser‭!